Herausgeputzt!

Über 36.000 Schlepper des Typs F1L 514 lieferte Deutz während der achtjährigen Produktionszeit aus. Der kleine Alles­könner ist bis heute beliebt. Familie Niens hat einen restauriert. Dabei stießen sie auf Unmengen von Sand und mussten sogar eine Strafanzeige aufgeben... Von Peter Böhlke

 
Familie Niens war ahnungslos. Dass der F1L 514 die Eigenschaften eines Multitalents besitzt, wusste sie. Dass ihr Knubbel ein Multitalent mit Rätseln sein würde, wusste sie nicht. Noch nicht. Der Handel nahm seinen Lauf an einem für Schleppergeschäfte ungewöhnlichen Ort. Die alten und zukünftigen Besitzer trafen sich am Braunschweiger Fiat-500-Stammtisch! Eine Stammtischkollegin hatte aus ihrer Heimat Sizilien einen Fiat 500 mitgebracht. Der schien sein Haltbarkeits­datum erreicht zu haben. Jetzt suchte sie einen zweiten 500er, mit einer besseren Substanz. Kristines Ehemann Ernst-Werner konnte helfen: Er hatte eine überzäh­lige Karosserie anzubieten. 
Das kam gut an. „Dann verschwindet der Trecker vom Hof!“, sagte die Sizilianerin zu ihrem Ehemann, in Sorge über mögliche Platzprobleme. Ernst-Werner horchte auf und blieb cool: „Welcher Typ?“ – „Einzylinder-Deutz.“ – „Luft oder Wasser?“ – „Luft!“  Als dann auch noch etwas von 15 PS gesagt wurde, war dem Liebenburger Deutz-Spezialisten alles klar. Es musste der F1L 514 sein. Jener Topseller, den Deutz als ersten Schlepper mit luftgekühltem Motor auf den Markt geschickt hatte. Jetzt ging es darum, Begeisterung und Hoffnung in Grenzen zu halten. Weniger wegen des Geldes – vielmehr wegen des Zustandes. Würde sich eine Restaurierung überhaupt machen lassen?

Das ganze Dorf hat sich gefreut
Ernst-Werner und seine Ehefrau Kristine – der F1L 514 sollte ihre Maschine werden – fuhren in den Landkreis Gifhorn.  Dort besichtigten sie den kleinen Deutz. Er war mit einer Plane abgedeckt. Nicht gerade ideal, darunter tropfte das Kondenswasser, vom ursprünglichen Deutz-Grün war fast nichts mehr zu erkennen.
Ein kräftiges Rostbraun dominierte. „Nun gut, dann brauchen wir keine Farbe abzukratzen“, war der erste Gedanke des 48-Jährigen. Die Substanz machte einen ordentlichen Eindruck. Ein Tausch des Schleppers gegen die Fiat-Karosserie schien zu passen. Das Geschäft war fair: Arbeit gegen Arbeit, an der Karosserie und am Schlepper würden die zukünftigen Besitzer etwas zu tun haben. Als sie den kleinen Deutz mit dem Anhänger abholten, fand zufällig das Dorffest statt, eine Kapelle spielte. „Das ganze Dorf freut sich, dass der Schlepper verschwindet!“, assoziierte die Sizilianerin. Eine Bemerkung, die einiges ahnen lässt, über die  Standzeit, den Pflegeaufwand und die beabsichtigte, aber nie wirklich begonnene Restaurierung …
Rätsel gab Familie Niens die eigenartige Korrosion am Schlepper auf.

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Restaurierung Deutz F1L 514/51 (Fotos: M. u. P. Böhlke)
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