Herausgeputzt!
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Sie reichte vom Boden bis zu einer gedachten waagrechten Linie, etwa in Höhe des unteren Viertels der Bremstrommeln. Auch der Anlasser wies auf seiner Unterseite Korrosionsspuren nachhaltiger Nässeeinwirkung auf. Die Ursache für diese Spurenlage war unklar. „Ich will wissen, wie sie von innen aussehen“, ist ein Grundsatz von Ernst-Werner Niens. Er gilt für alle Restaurationsobjekte, an denen er gearbeitet hat, egal ob Schlepper, Auto oder Motorrad. Die Familie begann, den F1L zu zerlegen. Dabei rieselte ihr Sand entgegen, aus dem Motor, dem Kupplungsgehäuse. Sogar auf dem Boden des Dieseltanks hatte sich eine fingerdicke Sandschicht abgelagert. Der Luftfilter war zum Sandfilter mutiert. Auch die Profilrohre der Kotflügel sandeten, wenn man dagegen klopfte. Der Tischlermeister erinnert sich daran, dass nur das Getriebe sauber gewesen sei. Fast sauber, wie sein Vergleich mit dem Sandvolumen aus den anderen Baugruppen zeigt: „Es war eben kein Fünf-Liter-Eimer voll Sand.“ Am Ende sei so viel Sand wie auf einer Baustelle zusammen gekommen. Rostspuren und Herkunft des Sands blieben vorerst ein Rätsel. Dennoch war am restaurierungswürdigen Zustand des Schleppers nicht zu rütteln – das Lenkgestänge etwa war in grauer Vorzeit so dick eingefettet worden, dass die Lager so gut wie keine Schäden aufwiesen.
Radikalkur für den Tank
Mit großer Vorsicht gingen die Niens bei der Reinigung des Tanks vor: Dieser wurde zuerst mit einer Nitroverdünnung (Aceton geht auch) ausgewaschen, um Sedimente des Kraftstoffs (Fettreste) zu entfernen. Anschließend wurde zwanzigprozentige Salzsäure auf 40 Grad erwärmt und in den Tank gefüllt, bis zur Oberkante des Einfüllstutzens (bei geringerer Füllung muss der Tank anschließend immer wieder geschwenkt werden). Die Salzsäure blieb rund zweieinhalb Stunden im Tank. Danach wurde die Salzsäure ausgekippt, der Tank mit Wasser ausgespült. Dann wurde noch zehnprozentige Phosphorsäure im Tank geschwenkt. Dabei kam es nicht auf die Dauer an, sondern darauf, dass die gesamte Innenfläche mit der Phosphorsäure in Berührung kam. Anschließend warteten die Niens, bis der Tank getrocknet war. Und siehe da – er war blitzsauber!
Ernst-Werner Niens warnt jedoch davor, dies einfach „nachzumachen“: Je nach Größe des Tanks und Grad der Verschmutzung sind andere Wirkzeiten und eventuell Konzentrationen nötig – ansonsten drohen Haarrisse oder gar Löcher im Tank. Dazu ist das Hantieren mit Säure hochgefährlich, und außerdem hat der Traktorist anschließend auch das Entsorgungsproblem – Salzsäure ist ein Gefahrstoff und muss auf jeden Fall umweltgerecht entsorgt werden. Im Zweifel eine Tankreinigung immer vom Fachmann durchführen lassen (siehe auch TC 1/2011).