Herausgeputzt!
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Zylinder und Kolben waren sogenannte „Tauschgeschenke“ unter Freunden, einer hilft dem anderen. Der Liebenburger Tischlermeister ist mit Hobby-Eisenbahnern befreundet. Mit Eisenbahnfreunden, die richtige Maschinen auf Normalspur fahren, darunter eine ölgefeuerte Mehrzwecklok der Baureihe 41. Auf dem Vereinsbahnhof war ein Ladekran beheimatet. Ihn trieb ein Motor von Deutz an. Die Maschine des Typs F4L 514 war professionell aufgearbeitet worden. 50 Betriebsstunden lang hatte sie den Eisenbahnern laut Zählwerk gute Dienste geleistet. Dann kam der TÜV und entzog dem Kran die Lizenz. Den Eisenbahnern blieb nichts anderes übrig, als ihn in seine Einzelteile zu zerlegen. Familie Niens erhielt Zylinder und Kolben des Motors. Die Teile waren so gut wie neuwertig. Sie passten genau in den Treckermotor! Ein Vorglühset mit Stabglühkerzen von Bosch ersetzte die Glühwendel, ein Vorglühüberwacherdraht den Vorwiderstand.
Ursprünglich hatte Ernst-Werner mit der Idee gespielt, den Schlepper in verrostetem Zustand zu konservieren. Eine Methode, mit der Restauratoren gelegentlich liebäugeln, dann aber – wenn es um die Durchführung geht – doch davon Abstand nehmen, weil das Prozedere bei diesem Konservierungsverfahren doch sehr aufwändig ist. Bei Familie Niens lagen die Dinge anders. Ehefrau, Tochter und Sohn überstimmten ihren Mann und Vater. Sie wollten einen grünen Knubbel. Das Reinigen, Spachteln und Auftragen der Rostschutzgrundierung sowie die Lackierung mit Pinsel und Rolle seien „Kinderarbeit“ gewesen, erzählt Kristine. Nur wenn die Hausaufgaben aus der Schule wichtiger waren, sei sie für Julia (16) und Michael (13) eingesprungen. Die Tochter spachtelte allein die Kotflügel. Michael übernahm die Lackierung.
Die Teilelage bereitet Freude
Am 1. Mai 2009 hatte Familie Niens den F1L 514/51 eingetauscht. Genau ein Jahr später nahm ihn der TÜV ab. Ohne Beanstandungen. Über den ursprünglichen Auslieferungszustand hinaus hatte lediglich die Warnblinkanlage nachgerüstet werden müssen. „Weil es dafür kein originales Vorbild gibt, habe ich aus dem Ersatzteillager für den Fiat 500 etwas zweckentfremdet“, erklärt Ernst-Werner lächelnd. Bei allen anderen Partien sei ihm die Teilegleichheit innerhalb der 514er-Reihe zu Gute gekommen.
Inzwischen gäbe es allerdings Teile als Nachbauten, die vor ein paar Jahren noch nicht verfügbar gewesen wären. Das hat Ernst-Werner festgestellt, den Teilemarkt hat er fest im Blick. Bei Radmuttern und Radbolzen habe man aber auch immer noch bei „Uralt-Deutz-Betrieben“ eine Chance, ist sein Tipp. Beim Restaurieren und Instandhalten des F1L 514/51 sind Familie Niens die austauschbaren Teile der ein- bis zwölfzylindrigen 514er-Motoren zu Gute gekommen. Zahlreiche Teile kann Ernst-Werner für seinen F3L 514/6 und den F1L 514/51 seiner Ehefrau verwenden. Beim Fahren ließe sich das Lenkrad leichtgängig drehen, berichtet Kristine Niens, die den Deutz bei den Ausfahrten der Liebenburger Treckerfreunde und zu Schleppertreffen chauffiert. Das Lenkrad hat weniger als eine Handbreit Spiel.