Herausgeputzt!

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Ein Rumpfmotor muss her
Familie Niens verwandelte das, was einmal der Schlepper war (und wieder einer werden sollte), in eine Art dreidimensionale Explosionszeichnung. Am Ende steckte keine Schraube mehr in ihrem Gewinde. „Wir haben alles gereinigt, geschmiert, abgedichtet und erneuert“, erinnert sich Kristine. Als Komplettteil musste die Kurbelwelle ersetzt oder zumindest überarbeitet werden. Der Kolben schlug im oberen Totpunkt unter den Zylinderkopf und zeigte an der Oberseite Abdrücke der Ventile. Hubzapfen und Lagerschale des Pleuellagers waren durch Ölmangel und feinen Sand aufgerieben. Die Kurbelwelle sowie ihre Wälzlager waren dermaßen verschlissen, dass sie eineinhalb Millimeter Spiel hatte.  Über Ebay ersteigerten die Deutz-Besitzer einen Rumpfmotor. Dessen Kurbelwelle und Lager waren neuwertig. „Die Pleuellager selbst wären noch brauchbar gewesen“, erinnert sich Ernst-Werner. Weil sie aber in keinem guten Zustand waren, hätte er sie neu schleifen lassen müssen. Die Verhandlungen und der Verkauf liefen seriös ab. Über den Versand lässt sich das nicht sagen. Familie Niens wartete Tag um Tag auf die Anlieferung des Motors.

Letzter Ausweg: Anzeige erstatten
Der Verkäufer konnte die Übergabe des Motors an das Transportunternehmen allerdings nachweisen. Der Spediteur gab auf Nachfrage an, den Versandweg und die Lagerorte entlang der Transportstrecke abgesucht zu haben: ohne Erfolg. Der Motor blieb verschwunden. Vier Wochen nach dem Abschicken des Motors durch den Verkäufer erstatteten die Liebenburger bei der Polizei Anzeige gegen ­Unbekannt wegen Diebstahl und Unterschlagung. Die Adressen der Beteiligten ­fielen dabei in die Zuständigkeiten verschiedener Dienststellen – solche überregionale Ermittlungen sind kompliziert: So werden Ermittlungsakten und -ersuche erst über interne Verteiler und dann per Post verschickt. An der Empfängerdienststelle gibt es erneut den Verteiler, eine Zuständigkeitsprüfung und die Zuschreibung der Akte an einen Sachbearbeiter. Das kostet alles Zeit.
Doch in diesem Fall arbeitete die Polizei schnell und effektiv. Zwei Wochen später meldete sich das Transportunternehmen: Sie hätten den Motor gefunden, in einem Lager in Halberstadt. Dort sei er versehentlich abgeladen worden, entschuldigte sich der Spediteur. Wenig später kam die Lieferung in Liebenburg an. Vollständig und unversehrt.

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Restaurierung Deutz F1L 514/51 (Fotos: M. u. P. Böhlke)
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