Reich der Mitte
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Bunte Motorenpalette
Die Bezeichnung KL steht für „Kramer luftgekühlt“. Wie die Bezeichnung „luftgekühlt“ impliziert, verkaufte Kramer auch Schlepper mit wassergekühlten Motoren. Wirtshausschlägereien sind zwar nicht überliefert zwischen den Befürwortern der luft- und der wassergekühlten Motoren, aber heftige Diskussionen gab es schon bei den Stammtischen und Frühschoppen. Als der KL 300 auf den Markt kommt, sind zwölf Jahre vergangen, seit Eicher das Rennen um den ersten luftgekühlten Schleppermotor gewonnen hat – vor Stihl, Deutz und anderen Herstellern. Inzwischen haben sich die Gemüter beruhigt. Mehrheitlich werden Anfang der 60er-Jahre luftgekühlte Maschinen geordert. Die Freunde der Wasserkühlung sind zwar in der Minderheit, aber auch sie darf man nicht vernachlässigen. Daher behält Kramer noch bis 1968 beide Kühlungsarten im Angebot.
Der KL 300 ist während seiner gesamten Produktionszeit mit luftgekühlten Zweizylinder-Motoren von Deutz bestückt gewesen. Die Reihen-Viertakter arbeiteten zunächst im Wirbelkammer-Verfahren und ab 1968 mit Direkteinspritzung. Den Dieselkraftstoff befördern zwei Deutz-Einspritzpumpen mit mechanischem Fliehkraft-Stufenregler in die Brennräume. Die beiden Einspritzpumpen werden von der Nockenwelle angetrieben. Sie sitzen – in Fahrtrichtung gesehen – rechtsseitig hinter dem Einspritzpumpendeckel.
Die Motortypen wechselten, die Zahl der luftgekühlten Zylinder blieb gleich. Die Erstauflage des KL 300 hat den F2L 712 unter der Motorhaube. Im Frühjahr 1964 folgt der F2L 812, ab Mitte 1965 in der Version des Leiselaufmotors F2L 812 S. Ab April 1968 baut Kramer den F2L 912 mit Direkteinspritzung ein. Die Motoren des Typs F2L 712 und 812 haben 28 PS, der 912 leistet 30 PS. Wie bei dieser Bauart üblich, dürfen die luftgekühlten Motoren nicht untertourig gefahren werden. Hermann Meyer: „Mit 2.000 Umdrehungen sollte der Motor schon laufen!“ Sonst überhitzt die Maschine.