Ein Amerikaner im Taunus

IHC fiel aus der Reihe - ein US-Konzern, der in Deutschland Schlepper baute und konstruierte. Die D-Reihe ist legendär.Sie führte die Marke bis fast an die Spitze der deutschen Zulassungsstatistik

von Peter Böhlke

 
Die Sonne blendet. Im Gegenlicht sind in der Scheune nur Umrisse zu erkennen. Eckige Motorhauben roter Traktoren. Nach kurzem Vor­glühen nimmt ein Vierzylinder-Reihenmotor seine Arbeit auf. Ein Auspuffschlag, den man sein Leben lang nicht vergisst. So wie die erste Fahrt nach bestandener Führerscheinprüfung. Ein IHC McCormick D-439 rollt durch das Scheunentor. Er gehört Jörg Weinand, dem Vorsitzenden der IHC Schlepper-Freunde Südwest. Dem überregionalen Verein gehören mehr als 200 Mitglieder an. Der 63-Jährige besitzt fünf IHC-Schlepper der D-Reihe: einen Farmall und vier McCormick.

Ein Konzern wird geboren
IHC ist die Abkürzung für International Harvester Company. Der Konzern entstand 1902 durch die Fusion der Landmaschinenpioniere „McCormick Harvesting Machinery Company“ und  „Deering Harvester Machinery“ sowie einigen kleineren Unternehmen. Firmensitz war Chicago. McCormick und Deering waren Konkurrenten gewesen, die Aussichten auf eine marktbeherrschende Position fegten jedoch alle Dissonanzen beiseite.

Die IHC-Produkte wurden weiterhin unter den Namen der Gründerfirmen vertrieben. So blieben bei den Schleppern die Namen McCormick und Deering über dem Kühlergrill und auf den Seitenflächen der Motorhaube erhalten. Der Schriftzug Farmall war ein Kunstwort im American-English, das die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten („all“ purpose) in landwirtschaftlichen Betrieben („farm“) bezeichnete.

Innerhalb weniger Jahre war die Fusion so weit fortgeschritten, dass IHC im Ausland Niederlassungen gründete, darunter am 30. Dezember 1908 diejenige in Neuss. Drei Jahre lang wurden Getreidemäher, Pferdeheurechen, Düngerstreuer und Heuwender aus den USA eingeführt, montiert und vertrieben. Dann nahm das Werk am Rhein die Produktion in die eigenen Hände. Praktisch von Anfang an wurden auch Schlepper importiert, insgesamt jedoch mit mäßigem Erfolg. 1936 entschied IHC, im Neusser Rheinhafen ein Werk zu bauen, das den deutschen und europäischen Markt beliefern sollte. Der erste Schleppertyp F 12 G war noch mit Ottomotor bestückt.

Mit ruhiger Hand
Nach dem Zweiten Weltkrieg startete in Neuss die Produktion von Dieselschleppern. Den Grundstein legte 1951 der DF 25. 1953 folgten die moderneren Typen DLD-2, DED-3 und DGD-4, deren Weiterentwicklung 1956 zur D-Serie führte, die mit dem von 1962 bis 1966 hergestellten D-439 einen ihrer ­größten Markterfolge feierte.
Während bei anderen Herstellern die Nähe der US-Mutter bis heute allgegenwärtig ist, ließ IHC ohne sich einzumischen die deutschen Ingenieure ihre Arbeit tun. So bauten die Neusser eigenständige Schlepper und setzten auf Zulieferer aus dem eigenen Land.

Die IHC-Traktoren waren also „Made in Germany“. Ein Gütesiegel, das auch im Ausland zog. Schon die alten Landmaschinen-Prospekte hatte der Aufdruck „Deutsches Erzeugnis“ geziert. IHC exportierte die deutschen Schlepper auch in andere Länder. In Frankreich liefen sie parallel zu den dort gebauten F-Typen, in Großbritannien parallel zu den britischen B-Typen.

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Topseller des amerikanischen Konzerns IHC
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