Wotan II - Eichers Wunderwaffe
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So dauerte es bis 1983, bis der heute 59-Jährige wieder auf den Trecker kam. Zur 1.175-Jahr-Feier seines Heimatdorfes besorgte sich Georg Gösmann einen 15er-Deutz, um mit einem historischen Wagen am Umzug teilzunehmen. „Der stand in den Brennnesseln und war eigentlich nicht mehr als Schrott“, erinnert er sich. Dennoch wurde diese Restaurierung sein Gesellenstück und begründete das Hobby. Ausgestattet mit handwerklichem Geschick und Entschlossenheit, brachte sich der Straßenbauer die erforderlichen Fertigkeiten selber bei, um aus alten Schleppern wieder Schmuckstücke zu machen.
Aus seiner mittlerweile fast 30-jährigen Erfahrung weiß der Westfale um die Tugenden, einen guten Schlepper auf die Beine zu stellen. „Das wichtigste ist eine gute Ausgangsbasis.“ Neben der Geduld, auf die passende Gelegenheit warten zu können, braucht es die Fähigkeit, diese auch zu erkennen. Schon gegen Ende der 90er-Jahre gab es die Chance, einen Eicher Wotan zu kaufen, nur selten.
„Ich merkte gleich, dass der sich lohnen könnte, als ich ihn das erste Mal sah.“ Nicht nur, dass der erst 6.800 Stunden auf dem Zähler hatte. Der Eicher war – außergewöhnlich genug – nicht bei einem Bauern auf dem Acker geschliffen worden, sondern stand bei einem Lohnunternehmer im münsterländischen Drensteinfurt in Diensten, der für die Kommunen der Umgebung mit dem Eicher Straßenböschungen gemäht hatte.
Kraftheber neu
„Schon an den kaum abgenutzten Pedalen konnte man sehen, dass der noch nicht so viel auf dem Buckel hatte“, erinnert sich Gösmann. Für seinen Einsatz war der Wotan unter anderem mit einem 200-Liter-Öltank für den Mäher ausgestattet, der hinten aufgesetzt war. Gösmann: „Dafür musste wohl der Kraftheber dran glauben, denn der fehlte, aber zumindest der Hydraulikblock war noch dran.“ Dennoch war es mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden, für den Kraftheber passenden Ersatz zu bekommen.
Der großdimensionierte Böschungsmäher war rechtsseitig angebaut. Um das Fahrzeug an der Böschung aufrecht zu halten, waren auf der linken Seite Eisenringe als Gegengewichte in die Felge eingelassen worden. Zudem war der rechte Vorderreifen auffällig einseitig abgefahren, vermutlich durch das permanente Gegenlenken an den Böschungen. Aber sämtliche Reifen und Schläuche mussten ohnehin erneuert werden.
Zwei undichte Zylinderköpfe
Ansonsten befand sich der Eicher in einem erstaunlich guten Zustand. Den einzigen bemerkenswerten Schaden im Bereich Motor und Getriebe fand der Südwestfale ausgerechnet in zwei undichten Zylinderköpfen. Der 59-Jährige führt die Schäden an den beiden vorderen Köpfen auf eine thermische Überlastung zurück. Für ihn ist klar, dass die mit der eigentümlichen Nutzung in unmittelbarer Verbindung stand.
„Im Einsatz an den Böschungen lief der Motor des Wotan bei geringer Fahrgeschwindigkeit ständig mit hoher Drehzahl, um den Mäher zu betreiben.“ Da kann selbst das viel gepriesene Konzept mit den einzelnen Kühlgebläsen an seine Grenzen kommen. Die Beanspruchung der Maschine über den großen Mäher scheint extrem gewesen zu sein. Traktoren sind eben auch zur Arbeit in Verbindung mit Vortrieb gebaut.
Das Einzelzylinderprinzip ließ die notwendige Reparatur vergleichsweise überschaubar ausfallen, denn zum Abschleifen konnten eben die beiden Köpfe einzeln heruntergenommen werden. Bei einem zusammenhängenden Block wäre das deutlich aufwändiger geworden.
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