Raubtier für zuhause

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Hydraulik-Check
Die Mittelstellung des Bedienhebels ist die Ruheposition für die Hydraulik – sie sperrt den Rücklauf des Öles aus dem Druckzylinder, das Hebergestänge kann sich so nicht senken. Die vordere Hebelraste ist die Senk- und Schwimmstellung. In dieser Position kann sich das Anbaugerät auf und ab bewegen, ohne von den Nickbewegungen des Schleppers beeinflusst zu werden. Das Arbeitsgerät folgt der Kontur der Bodenoberfläche.
Die hintere Hebelraste ist die Hebestellung. Der Hubweg des Zylinders ist begrenzt. Die Pumpe fördert Öl, so lange der Hebel in Hebestellung bleibt. Erreicht der Druckzylinder seine Endstellung, öffnet das Überdruckventil, das geförderte Öl fließt unter einem pfeifenden Geräusch zurück. Ein Prozedere, das sich bei einer Hydraulikprüfung nicht vermeiden lässt. Nur so können die einwandfreie Funktion des Hebers und ein ausreichender Ölvorrat festgestellt werden. Der Druckzylinder fährt logischerweise nur so weit aus, wie der Ölvorrat reicht.
Die Wirkung der Bremsen prüfte Martin bei einer Probefahrt. Eine Besonderheit des ES 202 ist die Anordnung der Einzelradbremsen. Sie sind links und rechts des Getriebeblocks positioniert. Beim ES 201 sorgen Handhebel, beim ES 202 Fußpedale für die Aktivierung. Das Hauptbremspedal ist rechts außen am Trittbrett angebracht. Das Spiel in der Lenkung ließ sich durch vorsichtiges Drehen des Lenkrads im Stand sowie während der Fahrt prüfen. Am stehenden Schlepper kontrollierte Martin Lenkschubstange, Spurstange und Achsschenkel auf Spiel und festen Sitz. Eine Sichtprüfung und der Geradeauslauf während der Probefahrt sprachen für die korrekte Einstellung von Vorspur und Sturz. Rupert wusste von all dem nichts. Und so sollte es auch bleiben, vorerst. Martin organisierte den Transport des Puma nach Unterreit.

Überraschung!
Der Puma ist wie alle Schmalspurkollegen gegenüber den großen Oldtimern im Vorteil: Der Schlepper passt ohne weiteres auf einen Autoanhänger. So transportierte ihn Martin nach Hause. Dort bat er seinen Bruder (er war immer noch nicht eingeweiht) um Hilfe: „Koost moi mit ablodn?“ – „Wo host’n den her???“, fragte Rupert erstaunt, in der Annahme, sein Bruder habe den Puma für sich selbst eingekauft. Ein naheliegender Gedanke, denn Eicher-Schlepper bilden in Martins Sammlung die größte Fraktion. Erst jetzt löste Ehefrau Evi die Situation auf:
„Rupert, der is do füa Di!! Den hob i bsoagt!“ (Rupert, der ist doch für dich! Den habe ich besorgt!)
Rupert Faltlhauser integrierte den Eicher-Schmalspurschlepper sofort in seinen Hofbetrieb: beim Obsttransport im Spätsommer, das ganze Jahr über beim Holz spalten, beim Fräsen, bei Aussaat und Pflege und beim Transport im Obst- und Gemüseanbau. Der Puma als Assistenzschlepper: Nach dem Spalten fliegt das Holz auf den Anhänger, immer auf die gleiche Stelle. Bevor das Holz über die Bordwand herunterrollt, zieht der kleine Eicher den Anhänger vor. An seine Grenzen stößt der Schmalspurschlepper nur bei der Waldarbeit. Rupert Faltlhauser: „Zum Ziehen von Bäumen eignet er sich nicht, weil er nur Hinterradantrieb hat.“ Auch die selbsttätig ausrückende Hinterachssperre ändert daran nichts. Aufgrund des Hebelgesetzes verteilt der verlängerte Radstand des ES 202 das Schleppergewicht ausgeglichener auf Vorder- und Hinterräder als beim ES 201.
Allerdings stand der ES 202 im Ruf, durch die Verlängerung des Radstandes weniger wendig als sein Vorgänger zu sein. Das stimmt jedoch nur bedingt, denn der ES 202 bringt es auf einen äußeren Wendekreisdurchmesser von fünf Metern ohne Einzelradbremse. Nachgemessen von Rupert Faltlhauser und dem Verfasser dieser Zeilen.

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Raubtier für zuhause (Fotos: M. und P. Böhlke)
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