Frischer Wind - Lanz wird John Deere Folge 3

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USA: Erster Schritt zur 20er-Serie
Insgesamt wurde der 3010 innerhalb von 3 Jahren in über 40.000 Exemplaren produziert und spielte damit in den USA dennoch nur die zweite Geige hinter dem 4010. Außerdem gab es seit 1962 den Typ 5010 mit 8,7 Liter großem Sechszylindermotor und rund 130 PS. Bereits 1959 hatte John Deere einen Ausflug in noch höhere Leistungsklassen unternommen und damit gewissermaßen die Serie 10 eingeläutet:

Der 215 PS starke Allradschlepper 8010 krankte neben seinem hohen Kaufpreis jedoch an Problemen mit der Kraftübertragung und wurde daher im Rahmen einer Rückrufaktion im Werk nachgebessert und unter der neuen Bezeichnung 8020 an die Kunden zurückgegeben. Das war ein erster Schritt zur Serie 20, die in den USA ab 1963 in Form der neuen Modelle 3020 und 4020 konkrete Formen annahm. Wichtigste Verbesserungen gegenüber den Vorgängern 3010 und 4010 waren stärkere Motoren und die Option eines komplett lastschaltbaren Getriebes.

Ab September 1964 fand der 3020 mit 75 PS auch den Weg nach Deutschland. Die Stückzahlen blieben ebenso bescheiden wie beim ab Februar 1966 nachgereichten 4020, der bei seinem Debüt mit stolzen 100 PS die Ehre des stärksten in Deutschland verkauften Schleppers für sich verbuchen konnte. Bis 1969 wurden hierzulande rund 200 Exemplare des 3020 und bis 1972 knapp 140 von insgesamt 200.000 gebauten 4020 (ab 1970 sogar mit 110 PS) verkauft. Wichtiger blieben mittelfristig die kleineren Leistungsklassen. Hier lösten Anfang 1965 die in Mannheim gebauten, 32, 40 und 50 PS starken Modelle 310, 510 und 710 ihre in rund 20.000 Einheiten verkauften Vorgänger 300, 500 und 700 ab.

Neuerungen ab 1965
Neben dem Übergang von der Halbrahmen- zur Blockbauweise bestanden wichtige Neuerungen im optionalen Schnellganggetriebe für Geschwindigkeiten bis 27 Kilometer pro Stunde und in den neuen Motoren mit Direkteinspritzung, die mit ­ihrem rund 10 Prozent niedrigeren Kraftstoffverbrauch glänzten. Sie kamen nicht mehr aus den USA, sondern aus dem französischen Werk Saran, das den Schlepperbau nach nur zwei Jahren eingestellt hatte, um die weltweite John-Deere-Organisation fortan mit Motoren kleiner und mittlerer Leistungen zu versorgen.

In Spanien wurden die Typen 515 und 717 (ähnlich 510/710) sowie der 60 PS starke 818 gebaut, während den Einstieg in die amerikanische Palette die mit Motoren aus Saran ausgerüsteten Modelle 1020 und 2020 bildeten. Auch in Mannheim entwickelte man ein neues Basismodell: Der aufgrund rapide sinkender Nachfrage in der Klasse unter 20 PS kaum noch gefragte Typ 100 räumte das Feld Ende 1965 für den neuen 200 mit auf 1,4 Liter vergrößertem, 25 PS starkem Zweizylindermotor und klauengeschaltetem Gruppengetriebe mit 6/2 Gängen.

Das neue deutsche Basismodell
Die in Mannheim gebauten Modelle 200, 310, 510 und 710 wurden zunächst unter der Marke „John Deere-Lanz“ angeboten, doch ab Juni 1967 entfiel der Name „Lanz“ endgültig. Rund sechs Prozent Marktanteil und eine fast lückenlose Modellpalette sollten genügen, um sich fortan unter dem Namen John Deere voranarbeiten zu können, zumal bereits die nächsten Neuerscheinungen in den Startlöchern standen.

Klaus Tietgens

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Neue John-Deere-Lanz-Schleppern ab 1960
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