Eicher-Sammler im westfälischen Welver

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Heuwender und Miststreuer
Aber auch komplexe Gerätschaften wie der Schwenkwalzen-Frässtreuer (Miststreuer) machten den Bauern die Arbeit leichter. Eine ausgeklügelte Mechanik steigerte Einsatzleistung und Zuverlässigkeit mit einfachen Mitteln. Noch heute funktioniert das Exemplar in der Sammlung von Heine tadellos. Die Schubrechwender (Heuwender) der Serie Rekord waren insbesondere auf den Grünlandhöfen Süddeutschlands allgegenwärtig. Neben vielfältigen Eigenentwicklungen wurden weitere Zukäufe getätigt, darunter 1968 die Firma Isaria. Der Drillmaschinenhersteller geht trotz seines italienisch klingenden Namens auf einen urbayrischen Ursprung zurück, der im Hause Glas zu suchen ist, dem Hersteller des allseits bekannten Goggomobils. Im Namen verbirgt sich denn auch schlicht der Fluss Isar.

Seltener Hofmeister
Das Programm gipfelte 1970 in der Vorstellung des Eichus-Universalfahrzeugs, hervorgegangen aus dem zwei Jahre zuvor präsentierten Hofgabelstapler. ­Dieser kleine Selbstfahrer mit Hatz-Einzylindermotor und Volkswagen-Vierganggetriebe sollte die Lade- und Rangierarbeit auf dem Hof revolutionieren. Leider konnte sich das Gefährt am Markt nicht durchsetzen und ist heute fast in Vergessenheit geraten. In Welver aber ist es gar Florian Heines ganzer Stolz. Ohne einen Eichus wäre die Sammlung nicht komplett, sagt er.
Einem Eicher-Sammler kann nie langweilig werden, denn zu umfangreich war die Produktpalette der Firma, und besonders die landwirtschaftlichen Geräte sind heute in gutem Zustand schwer zu bekommen. Einmal aus der aktiven Verwendung ausgemustert, wurden sie nicht selten in einer entfernten Ecke des Hofes oder seiner Wiesen dem Verfall preisgegeben. Friedrich Heine weiß, wovon er redet: „Die Schlepper haben wir fast alle hier aus der Gegend, aber für die Landmaschinen ging es durchs ganze Land. Von Regensburg bis an die Ostsee sind wir gefahren, um die zusammen zu kriegen.“ Seit dem ersten Tiger wurden alle Zugänge selbst restauriert, wobei die Technik vor der Optik steht.
Nichts desto weniger leisten sich die Heines sogar eine eigene Lackierzelle mit zwölf einzeln schaltbaren Leuchtstoffröhren, wo derzeit einem weiteren Leopard ein neues Fell als Abschluss einer gelungenen Restauration verabreicht wird (Bild S. 12 oben).
Auf dem von Friedrich Heines Eltern ererbten ehemaligen kleinen Nebenerwerbshof steht genug Platz zur Verfügung, die Hallen und Schuppen wurden natürlich völlig zu Raubtierkäfigen umfunktioniert. Die modernen Dompteure sind gestandene Mechaniker, deren berufliche Erfahrungen sich perfekt ergänzen: Friedrich Heine ist Kraftfahrzeugschlosser und Sohn Florian gelernter Baumaschinenmechaniker.
Aber auch in der Szene engagiert sich der 44-Jährige und ist zweiter Vorsitzender der Interessengemeinschaft Treckerfreunde Norddinker. Auf dem in dreijährigem Abstand stattfindenden Fest der Ackergiganten, wie sie ihre Aktionstage nennen, sind auch die Heines mit Geräten im direkten Einsatz auf der Scholle zu sehen.

Wer Eicher fährt, ist ehrlich
Der Zufall, der am Anfang stand, begleitete die Heines bislang in freundlicher Kontinuität. Und so kann das bisherige Fazit von Friedrich Heine eigentlich nur allen Sammlern Mut machen. Auch wenn es eigentlich selbstverständlich sein sollte, hat der mittlerweile weit gereiste Eicher-Experte nach 15 Jahren nur Positives zu berichten. „Wann immer wir uns für einen Schlepper oder ein Gerät interessiert haben, sind wir nie auf die Nase gefallen.
Die Angaben, die telefonisch bei der ersten Kontaktaufnahme vom Verkäufer über Qualität und Zustand gemacht wurden, haben immer gestimmt. Da war nicht einer, der übertrieben oder geschönt hat. Und darum würden wir auch immer wieder durchs ganze Land fahren, um ein interessantes Eicher-Teil zu bekommen.“ Abgeben hingegen kommt nicht in Frage. Da herrscht im Hause Heine Einigkeit. Wo Eicher drauf steht, steckt bestimmt keine Verkaufsabsicht drin.
Bodo Wistinghausen
 

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Eicher-Sammler im westfälischen Welver (Fotos: B. Wistinghausen)
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