Eicher-Sammler im westfälischen Welver

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Die goldenen Jahre
Für den normalsterblichen Eicher-Sammler ist es unumgänglich, sich auf bestimmte Baureihen oder Epochen zu konzentrieren, denn zu vielfältig sind die Modellpaletten. Die Bayern begannen schon vor dem Zweiten Weltkrieg mit der Fertigung von Vierradschleppern und sollten bis zum Schluss weit über 150.000 Traktoren herstellen. Wie viele Gleichgesinnte sieht auch Friedrich Heine die interessanteste Ära von Eicher in der gut anderthalb Jahrzehnte währenden Spanne zwischen 1958 und der ersten Hälfte der 70er-Jahre. Der Beginn dieser Ära wird markiert durch die Einführung der sogenannten Raubtierreihe, zu der im weiteren Sinne auch die – namentlich freilich nicht ganz passenden – Modelle Mammut und Wotan gezählt werden müssen.

So begann es
Bereits 1948 erlangte der erste selbstkonstruierte Eicher-Motor die Marktreife. Im circa 30 Kilometer östlich von München gelegenen Forstern wurde erstmals ein luftgekühlter Dieselmotor in Serie hergestellt. Mit dem 16-PS-Einzylinder ließ der Erfolg nicht lange auf sich warten, und weniger als zwei Jahre später war der zweitausendste Schlepper verkauft. Die luftgekühlten Direkteinspritzer erwarben sich schnell den Ruf robuster Zuverlässigkeit, besonderer Genügsamkeit und guter Leistungsausbeute. 1952 liefen stolze 10.000 Eicher-Traktoren auf vorrangig deutschen Feldern und Wiesen. Aus dieser Epoche finden sich zwei Modelle auf dem Hof in Welver. Neben einem ED 22 von 1957 mit 22 PS starkem Einzylinder hat auch ein identisch motorisierter „Kombi“-Geräteträger aus dem selben Jahr in Welver ein Zuhause gefunden. Im Gegensatz zur Zentralholmkonstruktion von Fendt waren die Eicher-Geräteträger in Zweiholmbauweise ausgeführt. Damals ging es wegen der mehr oder eben weniger unterschiedlichen Konstruktionen auf dem Markt heiß her: Fendt hatte Patentauseinandersetzungen mit dem westfälischen Familienunternehmen Wesseler, und Eicher ­musste sich mit dem ebenfalls auf Zweiholmbauweise setzenden Konkurrenten Lanz auseinandersetzen.

Manege frei für die Raubtiere
Die berühmte Raubtierserie sorgte dann nicht zuletzt aufgrund ihrer weiterentwickelten gebläsegekühlten Motoren zwischen 1958 und 1968 für Furore. Angesichts ihres Aussehens drängt sich der Vergleich der Schlepper mit geschmeidigen Raubkatzen wirklich auf. Dynamisch und elegant hoben sich die niedrigen, langgestreckten Hauben schon optisch von der Konkurrenz – auch im eigenen Haus – ab. Sie ersetzten die zunächst weiter gebauten ED-Modelle erst nach und nach. 1958 konnte Eicher bereits das 50.000. Fahrzeug ausliefern, legte sich auf ZF als einzigen Triebwerkslieferanten fest und baute fortan ausschließlich eigene Motoren ein. Abgesehen von den ersten Mammuts kam in der Raubtierserie eine neue Generation zum Einsatz – im Leopard mit einem Zylinder, im Panther und im Tiger mit zwei, im Tiger II und im Königstiger mit drei und im Mammut (ab 1962) mit vier Zylindern. Dabei wurde ein Baukastenprinzip angewendet, das sich auch in der Motorenbezeichnung widerspiegelte. Die nun mit dem Kürzel EDK bezeichneten Motoren bekamen die Anzahl der Zylinder angehängt. Sie hatten mit 120 beziehungsweise 125 Millimeter einen deutlich kürzeren Hub als die älteren ED-Baureihen mit 150 Millimetern.
 

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Eicher-Sammler im westfälischen Welver (Fotos: B. Wistinghausen)
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