Eicher-Sammler im westfälischen Welver
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Die Kaltstartpumpe beim Tiger
Bei den kleineren Modellen musste dieser Vorgang direkt am Motor vorgenommen werden. Der Panther von 1963 trägt dazu vor dem Sitz eine kleine Pumpflasche. So war sie immer zur Hand, wenn für den Kaltstart vorne zwischen den stehenden Zylindern Kraftstoff eingespritzt werden musste.
Der Großteil der welverschen Raubtiersammlung entstammt der Zeit nach dem „Facelift“ von 1962. Die Überarbeitung gibt sich auf den ersten Blick anhand der direkt an der Motorhaube angesetzten Scheinwerfer zu erkennen. Einzig Heines Tiger von 1959 hat sie an separaten Trägern montiert.
Nach dem Facelift
Technischer Fortschritt floss in Form der sogenannten Gemmerlenkungen mit Spurstange anstelle der ursprünglichen Einzelradlenkungen ein. Nur für den kleinen Leopard blieb Eicher bei der simpleren Einzelradlenkung. Dazu wurde für die Modelle ab dem Tiger eine Blockhydraulik von Bosch eingeführt. Die gesamte Baureihe geriet zu einem großen kommerziellen Erfolg mit über 60.000 verkauften Einheiten innerhalb eines Jahrzehnts.
Auch nach 1968 wurden die Raubtiernamen verwendet, allerdings nur mehr in untergeordneter Bedeutung. Es leuchteten keine bunten Embleme mehr an den Seiten der Hauben, allenfalls ein schlichter Schriftzug bezeichnete die Art. In diese Zeit fällt die Einführung eines völlig überarbeiteten Designs der Linie 3000, dass sich über fünf Jahre von 1968 zur sogenannten 74er-Serie fortentwickelte. Die Traktoren zeichneten sich durch neuartige Vorderachsen mit Einzelradfederung aus.
Dazu wurden beispielsweise Seitenschaltungen eingeführt. Als früher Vertreter dieser Serie verbirgt Heines Tiger II (Typ 3009) von 1969 unter seinem modernen Blechkleid noch den aus gebläsegekühltem Dreizylinder und ZF-Getriebe bestehenden Triebstrang des Vorgängers. Der ebenfalls in Welver anzutreffende 3706 Allrad ist ein 1970 präsentierter Nachfolger des Puma-Schmalspurschleppers (Bild S. 13, oben links). Die Kraftübertragung stammte nun aus dem italienischen Hurth-Werk und erlaubte den Einbau einer angetriebenen Vorderachse.
Zeugen einer Umstellung
Für die normalspurigen Schlepper bis 75 PS war Eicher 1971 von den nicht mehr verfügbaren ZF- auf Massey-Ferguson-Getriebe übergegangen. Die daraus folgende finanzielle Abhängigkeit führte zur schrittweisen Übernahme durch MF, und 1973 wurden die mit MF-Getrieben ausgerüsteten Schlepper von luftgekühlten Eicher- auf wassergekühlte Perkins-Motoren umgestellt. Ein Zeuge dieser Ära ist das zur Sammlung zählende Mammut 74 Allrad (Typ 3354) von 1977 mit Perkins-Vierzylinder unter der optisch unveränderten Haube.
Vergessene Schätze
Doch der Schlepperbau war nur einer der Geschäftsbereiche bei Eicher, wenn natürlich der bekannteste. Im Aufbau der 50er-Jahre hatte man auch anderweitig kräftig expandiert und im nur
90 Kilometer entfernten Dingolfing bereits 1951 ein Zweigwerk für die Landmaschinenfertigung gekauft. Friedrich Heine ist von dieser Vielfältigkeit fasziniert, und auch hier kennt er sich aus: „Die wenigsten wissen, dass Eicher über 40.000 Pflüge gebaut hat.“ Von den gestandenen Landwirten unter den Sammlern werden nicht wenige in ihrem Erwerbsleben mit Produkten der Bayern zu tun gehabt haben.
Im Werbespruch „Für den Bauern ein sicheres Pfand: Schlepper und Geräte aus einer Hand“ zeigten die Eichermacher ihre Philosophie. Sie schickten sich mit großem Einsatz an, diesen Slogan in die Tat umzusetzen. Die Keimzelle lag dabei im schon erwähnten Dingolfing. Der dortige Produzent Famag stellte Anhänger her, und diese waren denn auch die ersten Nichtschlepperprodukte von Eicher. Hieraus schuf die Marke in den folgenden 20 Jahren ein umfangreiches Programm. Die Siegerklasse-Pflüge bildeten ein Rückgrat der Geräte aus dem Hause, wobei Beet-, Winkel- und Volldrehpflüge im Angebot waren. Sie wurden wie die Schlepper im Baukastenprinzip gefertigt und ermöglichten eine variable Anordnung der Schare, die teilweise aufwändig aus Federstahl hergestellt wurden. Ein besonders durchdachter Kartoffelroder, der für den Betrieb an der Mähwerksaufnahme am Mittelstück der Eicher-Traktoren ausgelegt war, zeigt die robuste Einfachheit, mit der in der Landtechnik früher Aufgabenstellungen gelöst wurden (Bild Seite 14).