Die Nobelgranaten

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Mit der Kupplung korrespondiert das gleichmäßig abgestufte Synchrongetriebe des 12 S. Das Getriebe des Typs ZF T-335 II stellt dem Fahrer in der Standardausführung 16 Vorwärts- und acht Rückwärtsgänge zur Verfügung. Vier Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge sind als Kriechgänge ausgelegt. Das Getriebe ist als Sechsgang-Einhebel-Schaltwerk mit Zwischengruppe ausgelegt.
Mit einem zweiten Hebel wird zwischen schnell, langsam und rückwärts ­gewandelt (Fendt-Terminologie: Wandlerhebel). Die Handhabung des Wandlerhebels erinnert unwillkürlich an die Revolverschaltung im Renault 4. Nur dass beim Fendt die Schaltkulisse um 90 Grad zum Lenkrad gedreht ist, ähnlich wie bei einer Lenkradschaltung.

Langsam geht auch
Die Kriechgänge werden mit einem dritten Hebel geschaltet. Optional lieferte Fendt acht Vorwärts- und vier Rückwärts-Superkriechgänge. Deren langsamste Fahrgeschwindigkeit beträgt 270 Meter pro Stunde. Das sind viereinhalb Meter in der Minute. „Du kannst eine Tasse Kaffee trinken und der Schlepper steht immer noch da!“ beschreibt Bruno Koch, wie so eine Geschwindigkeit aussieht. Innerhalb eines jeden Vorwärtsganges ist die Wandlerabstufung so berechnet, dass ein Umschalten von schnell auf langsam die Zugkraft um rund 30 Prozent erhöht. Die Kriech- und Superkriechgänge dürfen allerdings nicht zum Erhöhen der Zugkraft eingesetzt werden. Sie sind für Anbaugeräte und deren Arbeitsvorgänge vorgesehen, für die niedrigste Geschwindigkeiten erforderlich sind. Von der Fahrkupplung unabhängig und unter Last schaltbar dreht die Zapfwelle mit 587 und 1.022 Umdrehungen pro Minute. Die servo-hydraulische Bremse ist mit zwei Hauptbremszylindern ausgestattet. Als außergewöhnliches Feature galt um 1970 die hydrostatische Lenkung, die auch bei stehendem Motor funktionstüchtig bleibt.

Serienmäßig war die automatische Fendt-Regelhydraulik mit sechs Steuerfunktionen eingebaut: Heben, ­Senken, Zugkraft-, Lage- und Schwimmstellung sowie stufenlos einstellbare Mischregelung. Der Fahrersitz mit Parallelogrammfederung ist allen Fahrergrößen und -gewichten gewachsen.

Mit Allrad durch dick und dünn
Der Allradantrieb kann während der Fahrt und unter Last über eine Lamellenkupplung zugeschaltet werden. Der Antrieb der Vorderachse erfolgt durch ein Zahnrad auf der linken Seite des Getriebes.  Dem Fehlen eines Ausgleichsgetriebes zwischen Vorder- und Hinterachse wird durch aufeinander abgestimmte Reifengrößen vorne und hinten begegnet. Sie berücksichtigen das Übersetzungsverhältnis und den vom Hersteller empfohlenen beziehungsweise zugelassenen Vorlauf der Vorderräder. Letzterer liegt bei Fendt-Schleppern zwischen 0,5 und 4,5 Prozent.
Bei den Kochs sind in den vergangenen sechs Jahren 600 Betriebsstunden dazu gekommen. Nachgestellt werden musste die Bremse. Die kann durch zwei Öffnungen auf der Unterseite der Hinterachse mittels eines Winkeleisens an zwei kleinen Zahnrädchen justiert werden.

Gutachter mit Durchblick
Als Volker Höltkemeyer seinen 12 S dem Gutachter für das H-Kennzeichen vorführte, akzeptierte dieser den 11 S als 12 S. Die Begründung: Die Motoren gleichen sich – abgesehen von der Zylinderbohrung – in der Grundkonstruktion, beide Schleppertypen gehören zur gleichen Baureihe  und entstammen der identischen Epoche.

KarlGustav hat sich auf landtreff.de nicht mehr gemeldet. Er hat nie verraten, ob er den 12 S gekauft hat. Dass es ein Angebot war, dass man nicht abschlagen kann, sollte er jedoch verstanden haben ...

Peter Böhlke

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Fendt Favorit 12 S und die frühen Fendt-Sechszylinder
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