Der Panthersprung

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Gefederte Stoßstange
Auch Frontgeräte konnten montiert werden. Hier hatte sich Eicher etwas Besonderes einfallen lassen: Alle Modelle der Raubtierreihe hatten so etwas wie eine vordere Stoßtange. Der kleine Rammschutz saß in zwei Befestigungsrohren und war federnd gelagert. Er konnte ausgebaut werden, und die Rohre dienten dann als Aufnahme von Anbauten vielfältiger Art.

Nur Zwischenachsanbauzubehör findet sich nicht. Und auch den Heines sind bisher noch keine an den Panther angepassten Anbauten für den Tragschlepperbetrieb untergekommen. Hier sollten etwa Rütteleggen eingesetzt werden können. Dabei wäre der EM 295 durchaus für diesen Einsatz geeignet.

Mit 390 Millimetern hat er eine ausreichend große Bodenfreiheit für die Verwendung als Tragschlepper. Neben der entsprechend ausgelegten Vorderradaufhängung wird dies durch die Portalausführung der Hinterachse erreicht. Dazu ist der Panther kompakt und wendig. Waren die allerersten ausgelieferten Modelle noch mit einer Einzelrad­lenkung ausgestattet, wurde diese kurz darauf bereits durch eine moderne ZF-Gemmer-Spurstangenlenkung ersetzt.

Vorsicht bei Scheunenfunden
Hier rät Florian Heine zur Obacht: „Die größte Gefahr ist mit eindringender Feuchtigkeit verbunden. Schnell wird etwa der Hupenknopf im Lenkrad zur Beute spielender Kinder. Über die Lenksäule kann dann Wasser direkt ins Lenkgetriebe laufen.“

Aus eigener Erfahrung weiß der 27-Jährige, welchen Aufwand das zur Folge haben kann: „Wenn das Wasser erst mal einige Jahre im Lenkgetriebe gestanden hat, ist ein rostiger Brei die Folge. Je komplizierter das Innenleben, desto größer der Schaden. Und man sollte auch nicht mehr lange warten bis zur Instandsetzung“, rät er, denn die beweglichen Teile und hier besonders die Rollen nehmen natürlich fortschreitend immer mehr Schaden.

Eine auffallend schwergängige Lenkung sollte also durchaus Anlass zur Sorge geben. Über die präzise Lenkung wurde die eichertypische hauseigene Pendelvorderachse mit der Doppelblattfeder geführt. In den Radnaben waren Kegelrollenlager eingesetzt, die einen leichten Lauf gewährleisteten.

Florian Heine: „Das funktioniert natürlich nur, solange die Wartung nicht grob vernachlässigt wird.“ Nicht umsonst war außen jeweils ein Schmiernippel installiert. Der sollte hin und wieder benutzt werden. Falls ein Frontladereinsatz vorgesehen ist, rät der erfahrene Eicher-Sammler: „Die Blattfeder ist recht filigran. Für den normalen Einsatz reicht sie völlig, aber mit Frontlader kann auf die Federstütze, die Eicher als Zubehör anbot, kaum verzichtet werden.“

Sauberes Schalten ist wichtig
Der Antriebsblock ZF A-5/6 wurde auch in anderen Eicher-Schleppern eingesetzt, unter anderem bereits seit 1956  im ED 13. Er wies die vorteilhafte Eigenschaft auf, dass der erste Gang als vollbelastbarer Kriechgang ausgelegt war. Auch von anderen Herstellern – allen voran IHC und Güldner – wurde das Aggregat zugekauft. Ihnen gemein war, dass es sich eher um schwächere Schlepper handelte.

Weil das Getriebe für die Leistung des Panthers nicht uneingeschränkt geeignet war, gehörte ein plötzliches Abreißen der Getriebeeingangswelle zu häufig beobachteten Schäden. Auch heute kann dies als Spätfolge früher Überlastung auftreten - mitunter ohne Vorwarnung.

Neben der prinzipiellen Unterdimensionierung kam hinzu, dass die Eingangswelle werksseitig in einem Nadellager lief, das sich als anfällig erwies. Hier wäre ein Umbau auf eine Messingbuchse ratsam und möglich. Im Zuge der Modellpflege wurde es durch das ZF A-6 ersetzt, eine verstärkte Ausführung des A-5/6. Danach wurden die Schäden deutlich seltener beobachtet, traten aber nach wie vor auf.

Und die Antriebe des Panther können noch weitere unliebsame Überraschungen parat haben: Wenn die Ausgleichsräder im Differential nicht mehr stramm auf der Welle sitzen, sondern Spiel entwickelt haben, äußert sich dies zunächst durch ein vernehmliches klackendes Geräusch beim Anfahren oder beim Wechsel in den Rückwärtsgang. In der Regel ist das durch Verschleiß zu begründen.

Aus diesem Grund können die Zähne des Trieblings wie auch des Tellerrades schon mal rundgefahren sein. Bei fortschreitendem Verschleiß springt dann häufig gerade der höchste Gang raus. Florian Heine: „Wir haben aber auch schon mal feststellen müssen, dass sich einfach nur bei sonst intakten Teilen die Befestigungsschrauben gelockert hatten.“

Der Zustand des Antriebsinnenlebens sollte in jedem Fall kontrolliert werden. Besonders infolge von fortwährender harter Arbeit – eventuell noch in Tateinheit mit grob zupackender und unsachgemäßer Traktierung des Schalthebels – waren Brüche nicht selten die Folge.

Diese reichten bis hin zu im Inneren abgerissenen Hebeln. Jegliche Auffälligkeiten beim Schalten geben Anlass zur Sorge. Zur fachgerechten Beurteilung gehört natürlich ein wenig Erfahrung. Die Vorwärtsgänge sollten sich in einer Ebene durchschalten lassen.

Wenn etwa der Schalthebel angezogen werden muss, um Gänge zu wechseln, ist dies ein gutes Indiz für einen Schaden. Auch beim Einlegen des Rückwärtsganges sollte der Hebel mit Umsicht nach oben gezogen werden, schnell kann dieser die Führung verlieren und steckt dann funktionslos zwischen den Gangstufen.

Gut verarbeitet, aber eng
Damit wäre die Technik schon hinlänglich beschrieben, es bleibt noch die Bedienungsfreundlichkeit in der Praxis. Friedrich Heine: „Der Panther ist eben ein kleiner Traktor, da muss man Abstriche machen können.“ Auf der linken Seite ist ein Fußtritt verbaut, um von vorne auf den Sitz zu kommen.

Dafür wird von einer erwachsenen Person allerdings ein wenig artistische Gelenkigkeit erfordert. Der Parallelogrammsitz selbst ist bequem und gut gefedert, bietet aber ebenfalls nur recht beengte Platzverhältnisse. Beim Fahren ist wiederum Aufmerksamkeit angesagt: Die Bremsen werden über drei Pedale bedient – ein zentrales und jeweils eines für die Einzelradbremse.

Hier liegt nicht das Problem, denn die Pedale sind kaum zu verfehlen und auch mit groben Stiefeln gut zu treten. Doch in viel zu geringem Abstand ist das lächerlich kleine Fußgaspedal angebracht, sodass es viel Übung braucht, um nicht ständig Bremse und Gas gleichzeitig zu bewegen. Auch die Bodenplatten sind nicht gerade üppig ausgelegt und reichen kaum für große Bauernfüße.

Dass dies nicht zwangsläufig der Kostenreduzierung geschuldet sein muss, zeigt sich etwa bei der relativ aufwendigen Aluminiumverkleidung der Armaturenkonsole oder der Einstellskala am Handgashebel. An der Verarbeitung ist nach den Erfahrungen in Welver nichts auszusetzen. Das gilt für die mechanischen Teile und hier natürlich besonders für das Herzstück, den Motor.

Aber auch die Blechteile sind von guter Qualität. In den hinteren Kotflügeln ist gar messbar dickeres Blech verarbeitet worden als am Tiger. Deshalb erweist sich der Panther auch hier als weniger rostanfällig. Nicht unwahrscheinlich erscheint Friedrich Heine, dass die Forsterner massivere Bleche verwendeten, um den ohnehin schon leichten Panther mit ein wenig mehr Gewicht auf der Hinterachse zu belasten.

Aber auch hier sollte mitunter ein wenig Wartungsaufwand einkalkuliert werden. Zwischen den Stabilisierungsstreben und den Kotflügelblechen gibt es Zwischenräume, in denen sich schon mal Dreck festsetzen kann. In Verbindung mit Feuchtigkeit ergeben sich Korrosionsbeschleuniger.

Fazit
Der Panther aus Bayern stellte durch seine Wespentaille eine Einzigartigkeit in der Raubtierreihe dar, auch und gerade weil das Konstruktionsmerkmal ohne Nachfolger blieb. Eigentlich zählte der ­kleine Zweizylinder zu den einfachen Einstiegsschleppern. Diverse Erweiterungsmöglichkeiten – auch ohne Zwischenachsgeräte – erlaubten eine vielseitige Verwendbarkeit innerhalb der Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.

Vergleichsweise schnell wird er vielen Landwirten seinerzeit als Erstschlepper zu leicht geworden sein. Dazu krankte er ein wenig an dem unterdimensionierten Getriebe. Dieses stellt auch heute einen für die Beurteilung des Zustandes entscheidenden Punkt dar. Ansonsten ist der Panther ein pflegeleichtes und genügsames Sammlerstück, das seinem Eigentümer viel Freude macht und auch für Anfänger geeignet ist.

Der Motor ist eine Legende und gilt zurecht als robust. Beim Panther sollte im Hinterkopf behalten werden, dass er die kleineren Zylindereinheiten mit 95 Millimetern Hub und 120 Millimetern Bohrung hat. Für Reparaturen erweist sich die Tunnelbauweise mitunter als ein wenig hinderlich. Ansonsten ist die simple Basis auch hier vergleichsweise einfach beherrschbar.

Eine Einfachkupplung, fehlende Hydraulik oder der überschaubare Nachrüstsatz werden kaum viele Probleme bereiten. Im praktischen landwirtschaftlichen Einsatz ist der Panther heute nur noch selten anzutreffen. Nach einem entsprechenden Exemplar muss man also ein wenig suchen. Dafür kann die Ersatzteillage als sehr gut eingestuft werden.

In seiner etwa zehnjährigen Bauzeit erfuhr der Schlepper verschiedene Weiterentwicklungen. So wurden zwei Getriebegenerationen und zwei unterschiedliche Lenkungstypen verbaut. Auch bei den Karosserieteilen gibt es zwei Generationen, die schon äußerlich an den unterschiedlichen Scheinwerferbefestigungen erkennbar sind. Die Hauben sind daher nicht bedingungslos tauschbar.

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Der Panthersprung - Text & Fotos: Bodo Wistinghausen
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