Der Panthersprung
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Eicher hob seinerzeit die große Startfreudigkeit des Motors hervor. Hier muss Friedrich Heine aber widersprechen: „Der Panther springt schlechter an als der Tiger“, fasst der 47-jährige gelernte Schlosser seine Erfahrungen sowie die Aussagen eines damaligen Eicher-Händlers aus seinem Bekanntenkreis zusammen.
Dabei hatten sich die Konstrukteure durchaus einige Starthilfen einfallen lassen. Ab Werk hatte Eicher die Möglichkeit vorgesehen, Kraftstoff direkt aus dem Tank in den Ansaugtrakt zu pumpen. Ein Nachteil dieser Lösung war, dass speziell bei vollem Tank und in abschüssiger Richtung geparktem Schlepper unbeabsichtigterweise Kraftstoff in die Brennräume des Motors laufen konnte.
Daher führte Eicher später ein separates Reservoir ein, das unterhalb des Lenkrades, also deutlich tiefer eingesetzt wurde. Dieses findet sich auch am Panther der Heines.
Außerdem sind vor den Zylinderköpfen kleine Röhrchen installiert, in welche jeweils einige Kubikzentimeter Diesel appliziert werden können. „Dabei sollte darauf geachtet werden, die Röhrchen möglichst nur einmal zu füllen“, erklärt Baumaschinenmechaniker Florian Heine, „sonst kann es auch schon mal knallen.“
Vater Friedrich Heine ergänzt: „Durch die Öffnungen lässt sich auch ein bisschen Öl einfüllen. Falls der Schlepper länger stehen soll, verhindert dies Korrosion. Wichtig ist dabei, das Öl durch ein paar Kolbenhübe über den Anlasser ein wenig zu verteilen. Ohne den Motor dabei zu starten, natürlich.“
Links unterhalb der Einspritzpumpen befindet sich zudem ein Mehrmengenknopf. Wenn er gedrückt wird, verschiebt er die Regelstange in Richtung einer größeren Einspritzmenge. Auch hier sollte die Funktion sorgsam überprüft werden. „Ursprünglich war der Startknopf mit einer Gummitülle geschützt“, weiß Florian Heine.
Diese fehlte später aber häufig. „Wenn der Schlepper dann länger draußen stand, drang hier mit großer Wahrscheinlichkeit Wasser ein.“ Mit der fast unvermeidbaren Folge Rost. Nach dem Startvorgang sollte der Knopf automatisch in seine Ausgangsposition zurückrutschen.
Ein etwa im Standgas unkontrolliert hoch drehender Motor deutet hier auf einen Schaden hin – etwa einen klemmenden oder festgerosteten Regler. Oberhalb des Schalters befindet sich ein weiterer Hebel, der eigentlich dazu da ist, den Schlepper abzustellen. Das lässt sich nicht vom Cockpit aus machen. Dieser Hebel kann daneben aber auch zum Vorpumpen für den Kaltstart benutzt werden.
Die Einstellung der Treibstoffzufuhr verdient ohnehin besondere Beachtung. In den Ein- und Zweizylindermotoren waren Einsteckeinspritzpumpen von Kugelfischer verbaut. Hier ist in jedem Fall der Sollabstand vom Pumpenflansch zum Einspritznocken einzuhalten.
Es gibt dafür unterschiedliche Möglichkeiten mit entsprechend dicken Dichtungen unter dem Pumpenflansch oder mit den dafür vorgesehenen Unterlegscheiben. Mit der schon erwähnten Modellpflege wuchs die Leistung auf 22 PS, was auch durch andere Einspritzpumpen erreicht wurde.
In jedem Fall sollte nachgeschaut werden, ob die passenden verbaut sind. Eine Leistungssteigerung ist möglich, weil die Pumpen vom erheblich stärkeren Tiger ebenfalls eingebaut werden können. Daneben sind natürlich ausreichende Kompression und exakter Einspritzzeitpunkt für Kaltstart- wie Laufverhalten extrem wichtig.
Um das Aggregat zum Start richtig in Schwung bringen zu können, sitzt schließlich noch ein Dekompressionshebel an den Köpfen. Gute Wartung vorausgesetzt, sollte es hier kein Problem geben. Der Schlepper hatte bereits serienmäßig eine kräftige 12-Volt-Batterie nebst elektrischem Anlasser. In ihrer Zuversicht hatten die Bayern seinerzeit auf die Möglichkeit verzichtet, die Motoren anzukurbeln.
Im täglichen Betrieb ist der EDK2a äußerst wartungsfreundlich, verlangt aber die Kenntnisse von ein paar Tricks, die auch heute für die Bedienung und Funktionskontrolle beim Kauf hilfreich sein können. So besitzt der Spaltölfilter eine Kontermutter. Vor dem Bedienen der Dreheinrichtung muss diese gelöst werden.
Auch wenn Florian Heine bislang nichts davon gehört hat, dass ein Drehen in die falsche Richtung zu Schäden führt, beachtet er stets die auf dem Gehäuse vermerkte, korrekte Drehrichtung. Zur Entlüftung des Leitungssystems befindet sich schräg oberhalb der Kurbelgehäuseentlüftung eine spezielle Schraube. Zusätzlich muss aber oben am Dieselfilter durch eine kleine Schraube ein Durchgangsventil geöffnet – und am Ende der Prozedur auch wieder geschlossen werden.
Für Reparaturen am Aggregat sollte bedacht werden, dass der Motorblock in Tunnelbauweise ohne separate Ölwanne aufgebaut ist. Auf der einen Seite bedeutet dies eine eventuell leckende Dichtung weniger, auf der anderen Seite fehlt eine Zugangsmöglichkeit von unten.
Wie durchdacht die Motorenkonstruktion ist, zeigt sich in bestimmten Details: So sitzen die technischen Elemente zur Einspritzung und Ölwartung auf der linken Seite im Abluftstrom. Damit werden sie kontinuierlich beheizt, was gerade im Winter vorteilhaft ist. Thermische Probleme im Sommer sind dabei nicht zu erwarten, ebenso wenig wie am Motor selbst. Die Radialeinzelgebläse verrichteten ihre Arbeit in der Regel verlässlich.
Einfach, aber nicht ohne
Dass der Panther in der neuen Raubtierserie zu den einfachen Einstiegsmodellen zählte, zeigt sich schon in der Tatsache, dass er in der Grundausstattung ganz ohne Hydraulik zu haben war. Die Forsterner hatten erkannt, dass viele Landwirte die Mehrkosten für die Hydraulik bei der Anschaffung ihres ersten Schleppers sparen wollten, sie später dann aber doch oftmals vermissten.
Daraufhin hatten die Bayern bereits Mitte der 1950er-Jahre eine Nachrüstanlage entwickelt. Vorne konnte eine kleine kombinierte Tank-Pumpen-Kombination angesetzt werden. Sie wurde vom Motor über einen Keilriemen angetrieben und über einen Seilzug vom Fahrersitz aus bedient. Das System hatte sich offensichtlich bewährt, denn Eicher hielt diesem Prinzip beim Panther die Treue.
Wahlweise konnte die Einrichtung bereits vorinstalliert ab Werk geordert werden. Wichtigstes Anbauteil, das damit betrieben werden konnte, war der Dreipunktkraftheber. Auch dieser war simpel konstruiert und wurde nur von einem Hubzylinder am Heck bewegt. Der Kraftheber war robust gehalten und einfach zu reparieren – aber anfällig gegen eindringendes Wasser.
Friedrich Heine erklärt, warum: „Der obere Abstreifer des Hubzylinders bestand im Original aus einem Filzring. Dazu war die Hubstange nicht verchromt, sondern nur aus Schwarzstahl und entsprechend rau.“ Im Laufe der Jahre oder wenn der Schlepper lange draußen stand, verrottete der Filz und Wasser drang ein. Das stand dann im Zylinder auf der unteren Dichtmanschette.
Manschette im Blick behalten
Zwar drückte die Hubbewegung das Wasser immer wieder oben heraus, so dass eigentlich nicht viel passieren konnte – es sei denn, die untere Manschette wurde ebenfalls undicht. So konnte der Zylinder im Extremfall durchaus von innen rosten. Daher, so rät der Schlosser aus Welver, bietet sich ein Umbau an.
Heute sind Nachfertigungen verfügbar, die auch eine obere Dichtmanschette haben. Hierfür muss allerdings ein angepasster oberer Abschlusskopf angefertigt werden. Immerhin erreichte die einfache Anlage mit einem Zylinder eine Hubkraft von 625 Kilogramm, mit der Überarbeitung von 1962 wuchs diese sogar auf 720 Kilogramm.
Friedrich Heine erklärt: „Etwa in der Mitte der Bauzeit wurden die Raubtiere überarbeitet. Äußerlich ist das auf den ersten Blick an den Scheinwerfern zu erkennen. Bei den frühen Versionen waren diese an separaten Haltern befestigt, nach dem Facelift saßen sie direkt an der Haube. Die Hydraulik wurde über die gleiche Welle angetrieben wie die Kühlungsgebläse. Dank einer besonders kompakten Bauweise blieb sogar noch Platz für den Riemenantrieb des Mähwerks.“
Der Eicher Panther war somit ein günstiger Einstiegstraktor, der seinem Eigentümer aber die Möglichkeit gab, ihn mit einer ganzen Reihe von Zusatzgeräten nach eigenen Einsatzvorstellungen aufzurüsten. „Für echte Feldarbeit am Pflug wird er sich vermutlich schnell als zu leicht erwiesen haben“, glaubt Friedrich Heine, und auch die Eigenwerbung von Eicher sah den Panther hier eher auf leichten Böden.
Eigentlich lag das Haupteinsatzgebiet des Panther in der Grünlandbewirtschaftung. Auch in Welver wird mitunter mal ein Rekordheuer-Schubrechwender angehängt – natürlich von Eicher. Denn das ist Friedrich Heine besonders wichtig: „Eicher war mehr als ein Schlepperhersteller. Die Forsterner hatten nahezu eine Komplettausrüstung für den Landwirt im Programm.“
Auch mit dem angesetzten Eicher-Düngerstreuer bietet der Panther ein so harmonisches Bild, als wären die beiden in einem Guss füreinander geschaffen worden. Doch damit war der kleine Zweizylinder beileibe noch nicht ausgereizt. Sogar ein Frontlader - nach Werksvorgabe: Baas Größe II - konnte angebaut werden, ebenso wie eine Riemenscheibe.