Auf Herz und Nieren

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Lagerschäden
Sorgen bereiteten dem Schlepperfreund die verrosteten Lager. Zwar ließen sie sich noch ohne Knirschen drehen, aber wer wusste schon, wie lange sie noch halten würden?
Es war klar, dass sie durch neue Lager ersetzt werden mussten, was wiederum mit ungeplanten Kosten verbunden war – zur Erinnerung: Der Schlepper sollte so kostengünstig wie möglich restauriert werden. Ein weiterer Knackpunkt war die Tatsache, dass unter den Schrauberkollegen niemand so recht Erfahrung mit dem Auseinandermontieren von Getrieben hatte. Deausschlaggebenden Grund, sich schließ­lich an das Getriebe zu wagen, lieferte Udos Kumpel Michael Mattheis, Maschinenschlosser von Beruf. Er warnte davor, die Kugellager so zu lassen, wie sie waren, bildeten sie doch in diesem Zustand einen großen Unsicherheitsfaktor. Michael erinnerte an die von Udo angestrebte Dauernutzung. Wenn im Fahrbetrieb auch nur ein Lager seinen Geist aufgäbe, so Michaels Warnung, hätte das ein großes Zähneknirschen zur Folge – kurz: Schrott im Getriebe. Wenn bei der Radaufhängung ein Kugellager kaputt ginge, knirsche es und bliebe stehen – mehr passiere da nicht, so der Fachkundige. Im Getriebe hingegen würden sofort „die Fetzen fliegen“. Dieses Szenario war abschreckend genug, und so wurde entschieden, das Getriebe auseinanderzubauen.

Der selbstgebastelte Abzieher
Ein Getriebe freizulegen, das hatte sich Udo anfangs leichter vorgestellt. Schon zu Beginn der Großaktion wurde deutlich, dass man sich viel vorgenommen hatte. Beim Versuch die verrostete Schaltkulisse zu entfernen, entpuppte sich nämlich die Zapfwelle – die als erstes ausgebaut werden musste – als störrisches Hindernis. Keinen Millimeter bewegte sich das Eisen, was kein Wunder war, denn die Kugellager waren völlig verrostet und saßen bombenfest auf der Welle. Selbst nach Entfernung des Simmerrings, der Sprengringe und gründlicher Reinigung machte die Welle keine Mucken (Bild Seite 62, oben Mitte). Nach langen Überlegungen und ein bisschen Wühlen in der Restekiste kam die zündende Idee: Aus dem Rest einer ausgedienten Zapfwelle fertigte der kreative Bastler einen „Abzieher“ (Bild Seite 66, Mitte). Damit konnte der Zapfwellenantrieb mitsamt Lager herausgezogen werden.

Jetzt war es ein Leichtes, die Schaltkulisse abzumontieren und den Blick ins restliche Getriebe frei zu machen. „Die vielen Zahnräder waren schon ein wenig respekteinflößend“, erinnert sich Udo. „Am Anfang wusste ich gar nicht, wo und wie ich anfangen sollte. Egal an welcher Welle ich mich zu schaffen machte, sie ließ sich weder nach links noch nach rechts bewegen. Immer war da ein Zahnrad im Weg.“ Mit einem Innen-Abzieher konnten schon einmal die ersten beiden Lager herausgezogen werden. Dann geriet die Arbeit ins Stocken, da die Zahnräder der mittleren Welle, der sogenannten Vorgelegewelle, im Weg waren. Diese Welle musste als nächstes raus, da sie die anderen regelrecht blockierte. Michael, der auch ein Neuling in Sachen Getriebe war, hatte die Idee, mit Hilfe eines alten Eisenrohrs die Vorgelegewelle herauszuschlagen (Bild Seite 63, oben links). Das hatte den positiven Nebeneffekt, dass die Zahnräder beim Ausschlagen der Welle nicht in das Getriebegehäuse plumpsten, sondern in ihrer ursprünglichen Reihenfolge auf das Rohr rutschten (Bild Seite 63, Mitte links). Bequem konnte man so der Reihe nach die Zahnräder und Distanzscheiben entfernen und für den Rückbau entsprechend sortieren und beschriften.

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Restaurierung Hanomag R 16 A, Baujahr 1956
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