Star der ersten Stunde
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Allgaier setzte auf eine hohe Fertigungstiefe und wartete auch mit einem eigenen Getriebe auf. Der AP 17 hat einen simplen Antrieb mit fünf Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang – ohne Ackergänge oder Vorgelege. Für eine höhere Bodenfreiheit verfügt er über eine Portalachse mit Untersetzungen.
Laut Papieren ist für den orangefarbenen Schlepper eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h angegeben. Aber da kann der Kurt nur lachen: „Der ist locker für 35 km/h gut – und durch Umlegen des Mehrmengenbegrenzers und entsprechende Drehzahlsteigerung läuft er sogar fast 45 Sachen.“ Damit hatten schon die Konstrukteure gerechnet und in der Betriebsanleitung dezidiert davor gewarnt.
„Mit dem umgelegten Begrenzer kann man natürlich nicht auf Dauer fahren“, weiß auch der Porsche-Fachmann. „Aber auf kurzer Distanz geht das schon.“ Ob der Niedersachse im Endeffekt bei der Höchstgeschwindigkeit nicht ohnehin etwas nachgeholfen hat, bleibt sein Geheimnis. Denn für die Porsche-Modelle sind Antriebsumbausätze heute geradezu legendär.
„Die Abstufung des Getriebes entspricht in etwa vier Arbeitsgängen und einem Straßengang“, führt Althoff aus, „denn der vierte Gang geht nur bis 13,5 km/h. Allgaier warb damit, dass der Straßengang dem Bauern das Auto ersetzen könnte.“ In der Betriebsanleitung lässt sich zudem lesen, dass sich bergan bei niedrigen Drehzahlen sogar ohne Kupplung herunterschalten lässt. Ansonsten wurde zu Zwischengas geraten. Denn das Getriebe ist nicht synchronisiert.
Sanfte Kraftentfaltung
Verbunden waren die beiden Aggregate durch den zweiten großen Wurf des Konstrukteurs. Die Kupplung war für Porsche ein besonders wichtiger Aspekt. Nach seiner Vorstellung sollte der Schlepper nicht ruckartig anziehen, sondern sachte – vergleichbar mit einem Pferd, das sich mit zügiger Kraft aus dem Kreuz heraus in die Seile spannt.
Das Ergebnis kann sich noch heute sehen lassen. Die ölhydraulische Strömungskupplung, die in Ergänzung der normalen Trockenkupplung eingebaut ist, sorgt einerseits für ein ruckfreies Anfahren und macht es zudem fast unmöglich, den Schlepper abzuwürgen. In einem Schwungradgehäuse rotiert eine ölgefüllte geschlossene Einheit mit einem Lamellenrad, in das durch ein Pumpenrad Öl gepresst wird.
Die Zentrifugalkraft erzeugt bei mehr als 500 Umdrehungen einen Kraftschluss, darunter trennt der sinkende Öldruck automatisch. Diese Einrichtung ermöglicht es, das Fahrzeug bei eingelegtem Gang zum Halten zu bringen und wieder anzufahren. „Zudem“, so führt Kurt Althoff aus, „kann das als eine Vorstufe der Traktionskontrolle gesehen werden, denn bei weichem Boden buddeln sich die Antriebsräder nicht so tief ein oder drehen gar durch.“
Kompakt und leicht
Der ganze Rumpf ist so kompakt, dass der Motor trotz des kurzen Radstandes weit hinter der Vorderachse liegt. Für einen stabilen Betrieb waren dabei Vorderachsgewichte von großer Bedeutung. Nicht weniger als fünfmal 35 Kilogramm stapeln sich unter der Haube des kleinen Traktors übereinander.
Auch in den Hinterrädern sind Gewichte von jeweils gut 50 Kilogramm angebracht. Letztere waren besonders wichtig, um eine tiefe Schwerpunktlage bei hoher Bodenfreiheit zu gewährleisten. Das ist auch heute hilfreich, wenn der AP 17 fix auf der Straße bewegt wird. Die zusätzlichen Lasten waren unbedingt notwendig, denn der leuchtende Allgaier ist von seiner Bauart her ein Leichtgewicht.
Motor und Getriebe sind aus einer als Silumin bezeichneten Aluminiumlegierung gegossen. Die Bauweise war ein wesentlicher Faktor für den damaligen Verkaufserfolg des AP 17. Denn der Einstiegspreis lag mit 4.450 D-Mark erstaunlich niedrig. Der konnte durch Fertigungsvorteile erreicht werden, denn der Aluminiumspritzguss von Motor und Antrieb musste kaum nachbearbeitet werden.
Dazu griff Allgaier in die Trickkiste. Im Krieg waren nämlich unter anderem Feldküchen produziert worden. „Die Kotflügel sind nichts anderes als aufgeschnittene Bottiche. „Du erkennst das an den auffälligen Sicken“, erklärt Kurt Althoff. So konnte der Schlepperproduzent die alten Formen weiter nutzen.
Der AP 17 war recht simpel ausgestattet. In der Basisausführung fehlten Zapfwelle und Kraftheber, konnten aber nachgerüstet werden. Über sie wurden dann wahlweise eine Riemenscheibe oder ein Mähwerk betrieben. Der Kraftheber wurde als sogenannter Rucksack hinten angeflanscht und ebenfalls über die Zapfwelle angetrieben, wodurch weitere Anwendungen natürlich blockiert waren.
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