Ran an die Äpfel

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Er kennt jeden Weg und jeden Steg, auch wenn Land unter ist. Es wird eine Wettfahrt mit dem Wasser. Der Schnellläufer rast den höheren Lagen bei Neu Wulmstorf entgegen. Am Ende gewinnt er das dramatische Rennen.  Über 300 Menschen sterben an den Folgen der Flut. Unzählige Tiere fallen ihr zum Opfer. „Die Kühe sind erfroren, nicht ertrunken“, erklärt der heute 80-jährige Gustav Ellmers. Wenn den Tieren das Wasser bis zum Bauch stand, unterkühlten sie durch ihre Euter. Vor 34 Jahren haben die Ellmers die Milchwirtschaft aufgegeben, Jungrinder mästeten sie noch bis Anfang der 90er-Jahre. Dann sanken die Schlachtviehpreise. Seitdem bauen sie ausschließlich Obst an – typisch für das Alte Land, eine der Obstkammern Deutschlands.

Vom Vieh zum Obst
Drei Generationen leben auf dem Obsthof Ellmers: Die Teenager Karen und Johann (letzterer macht gerade die Ausbildung zum Obstbauern), die Eltern Helmut und Claudia und die Großeltern Gustav und Gertrud. Großvater ist gut drauf: Als wir den Hof besuchen, klettert der 80-Jährige auf eines unserer Motorräder und bittet um eine Testfahrt. „Großvaters Alltagsschlepper“ ist einer der beiden Fendt 270 VA, die zum Hof gehören: „Sie sind unsere Traktoren für die Pflegearbeiten und Zugleistungen auf der Straße“, sagt Helmut Ellmers, der den Hof seit der Umstellung auf Obstanbau führt. Die beiden Allradschlepper sind im Vergleich zu den Veteranen modern und jung. Gerade erst volljährig geworden, sozusagen: Baujahr 1991 und 1992.  Topfit sind aber auch die anderen Schlepper. Der Deutz D 30 S ist Jahrgang 1962. Den hätten sie gebraucht gekauft, erinnert sich Gustav Ellmers. Der Deutz und der Fahr sind keine ausgewiesenen Schmalspurtypen, weswegen sich in den Apfelhainen die Obstpflücker schlank machen müssen, wenn sie an den Hinterreifen vorbei wollen.

Fünf Züge sind zur Erntezeit zwischen den Baumreihen im Einsatz, von morgens bis abends. Neben dem Deutz teilen die Ellmers dazu ihren Steyr 190 s mit 36 PS von 1968 sowie drei Fendt der Baujahre 1976 bis 1982 ein: zwei Farmer 203 V und einen Farmer 204 V.

Ohne Deutz fährt hier fast nichts
Die 203er haben 50, der 204 hat 65 PS. Alle fünf Fendt-Schlepper sind mit Deutz-Motoren ausgerüstet. Die 270er sowie der 204 haben den F4L 912 unter der Haube, die 203er den F3L 912. Der Hinterachsantrieb eines 203 und des 204 reicht für das Ziehen der Erntezüge. Die Pflückzugwagen (siehe Bild Seite 28 oben) hatte ursprünglich ein Obstbauer im Alten Land selbst entwickelt. Danach entdeckten sie die örtlichen Händler und konfektionierten sie in verschiedenen Ausführungen.  Signifikant für die Region sind die schmalspurigen Obstschlepper.

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Apfelernte im "Alten Land" (Fotos: P. Böhlke)
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