Grob gefahren, fein gepflegt

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Willi Hüsken erinnert sich noch an die Details der Anlieferung. Es war um die Mittagszeit eines heißen Sommertages. Der Junge kam gerade aus der Schule. Auf der Dorfstraße war der ADA schon von weitem zu sehen. Er stand – etwas erhöht - auf einem Anhänger. Mit dem hatte der Regionalhändler den neuen Schlepper nach Voerde gebracht. Über zwei stabile Ausziehbleche rangierte er ihn erst auf das Kopfsteinpflaster und dann in einem eleganten Bogen in die Einfahrt des Hofes. Als der Junior um die Ecke bog, übereichte der Händler dem Vater gerade die Schlüssel. Was der junge Hüsken in diesem Augenblick noch nicht wusste, vielleicht aber schon ahnte oder sogar hoffte: Der Fahrersitz dieses Güldners sollte in den folgenden Jahren sein alltäglicher Arbeitsplatz werden.

Motorisiert waren die Hüskens schon vorher. Im Krieg hatte ihnen die Verwaltung einen Kramer-Holzgasschlepper genehmigt. Nach dem Krieg ließen sie ihn umrüsten, die Industrie tauschte den durchgebrannten Holzgaser gegen einen Diesel von Güldner! Als die Familie den ADA bestellt, erklären sie die anderen Dorfbewohner für verrückt. Denn in Voerde wird vor knapp 60 Jahren noch mit Pferden gearbeitet. Aber die Hüskens haben einen der größten Höfe. Für den Kramer muss ein Nachfolger her. Die Wahl fällt auf den Güldner. Der ADA war damals das Topmodell der kleinen Güldner-Baureihe.

Fahr weiß mehr als Güldner
Begründet wird diese Serie in der zweiten Hälfte des Jahres 1949 vom A 15, der den neuen Zweizylindermotor 2D15 mit dem Renk-Vierganggetriebe SG 14-4 kombiniert. Dieser kann sich nur kurz im Programm halten und wird bald vom Ende 1949 nachgereichten, identisch motorisierten AF 15 verdrängt, dessen Fünfganggetriebe ZF A-8 die meisten Kunden bevorzugen. Die Leistung wird anfangs mit 16, ab 1950 jedoch mit 17 PS angegeben – bei unveränderter Drehzahl. Kurios: Dass der Motor mehr zu leisten vermag, hat Fahr ermittelt. Die Gottmadinger setzen den 2D15 – und übrigens auch das ZF-Getriebe A-8 – in ihrem Einstiegsmodell D 15 ein. Die Entwicklungsabteilung stellt den Güldner-Motor auf den Prüfstand, so wie sie es mit allen Motoren macht. Endlos lässt sie die Maschine unter Volllast laufen, in zunehmender Erwartung des motoralen Exitus. Doch der lässt auf sich warten. Endlos, sozusagen. Das Finale mortale tritt auch mit erhöhter Drehzahl plus simulierter Last auf der „Bremse“ nicht ein. Die Tests zeigen, dass der Güldner-Motor eine höhere Leistung erbringt.

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