Der König der 05er-Serie

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Allrad verzögert Räderblockade
Vorteile hat der 4x4 nicht nur durch den gesteigerten Vortrieb und die Spurtreue auf nassem Boden. Hinzu kommt, dass bei zugeschaltetem Vorderachsantrieb auch alle vier Räder bremsen. Das verbessert die Verzögerung und mindert die Gefahr des Blockierens. Durch die hydraulischen Helfer lässt sich die Bremse fein dosieren, die Verzögerung im Allradmodus optimal ausreizen. Erst wenn alle vier Räder während der Fahrt stehen, gerät der Schlepper außer Kontrolle. Durch Gegenlenken und Gas wegnehmen gelingt es erfahrenen Fahrern meistens, das Gefährt wieder einzufangen.
Bei der Allradversion dürfen die Dimensionen der Vorder- und Hinterräder nur im Paket getauscht werden. Damit an den Zahnrädern des Antriebs kein Verschleiß entsteht, sind die Abrollumfänge der Reifengrößen auf einander abgestimmt. Für ein Höherlegen des Schleppers stehen hinten Reifen der Dimension 15-34 auf der Felge 14x34 zur Wahl, dazu passend vorne 12.5-20 auf der Felge 11x20. Die Differenz zwischen Standard- und Wahlbereifung schlägt auch bei den Mindest- und Höchstgeschwindigkeiten der einzelnen Gänge zu Buche. Die Höchstgeschwindigkeit des Schleppers steigt auf 27 Kilometer pro Stunde.

„Wie haben die das ausgehalten?“
Serienmäßig treibt den D 90 05 der Deutz-Motor des Typs F6L 812 D voran. Gemeinsam mit dem  F4L 812 D (im D 60 05) der erste Direkteinspritzer in einem Deutz-Schlepper. Dagegen werden in den anderen Motoren der 05-Reihe Luft und Diesel noch in der Wirbelkammer gemischt.
Lautstärke ist das Markenzeichen der Luftgekühlten. Ihnen fehlt der lärmdämmende Kühlmantel. Dafür sind sie wartungsarm. Nur die Kühlrippen sollten gelegentlich mit Druckluft ausgeblasen werden. Sonst setzen sie sich mit Schwebstoffen zu. Dann kann die Kühlluft die Motorwärme nicht mehr abführen.
Neulich transportierte Gerd Hentschel einen Nachbarn und dessen Anhänger über die Distanz von etwa einem Kilometer. Danach stand noch ein kurzes Rangiergeschäft an. Nachdem der Motor abgestellt war, stellte der Nachbar nur eine Frage: „Wie haben die das früher ausgehalten?“ Er gedachte derjenigen, die ehedem Tag für Tag auf dem Bock verbrachten.
Der F6L 812 D hat die gleiche Laufeigenschaft wie alle anderen luftgekühlten Motoren. Gerd Hentschel: „Er verlangt nach Drehzahlen!“ Hochtouriges Fahren garantiert die Kühlung des Motors und eine rückstandsfreie Verbrennung. Gerd Hentschel ist es einmal passiert, an einem brüllend heißen Sommertag. Auf dem Acker hatte er beim Wenden seinen
D 90 05 A „abgebockt“. Danach wollte der Motor nicht mehr anspringen. Sein Fahrer ging zu Fuß nach Hause und kehrte mit großem Werkzeugkasten und einem Kanister Diesel zurück. Bevor er die Ausrüstung auspackte, gönnte er dem inzwischen abgekühlten Schlepper noch einen letzten Startversuch. Er sprang an!
Später berichtete er seinem Werkstattmeister davon. Der habe das Ereignis als ersten Vorboten eines ­Kolbenfressers gedeutet, erklärt Hentschel. Überhitzungsgefährdet sei die Nummer eins, also der Zylinder, der in Fahrtrichtung gesehen an hinterer Position steht. Gerd Hentschel ist sich sicher, dass ihn das Fernthermometer nicht gewarnt hat. Dessen Fühler ist aber auch nicht ausschließlich auf Nummer eins gerichtet. Bei grenzwertigen Temperaturen, hoher Last und langsamer Ackerfahrt funktioniert die Kühlung der Zylinder vielleicht doch nicht immer so gleichmäßig. Trotz Axialgebläse und konisch verlaufendem Kühlluftkanal.

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Der König der 05er-Serie (Fotos: M. und P. Böhlke)
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