Der König der 05er-Serie

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D 90 05 A: Groß – Stark – Allrad
1965 brachte KHD eine neue Baureihe heraus. Gleichzeitig stellten die Kölner das Bezeichnungssystem ihrer Schlepper um. Bis dahin hatte die Typologie aus dem Buchstaben D für Deutz und zwei Ziffern für die ungefähre Motorleistung bestanden. Jetzt setzte sich die Bezeichnung hinter dem Buchstaben D aus vier Ziffern zusammen. Die ersten beiden Zahlen gaben – wie bisher – die Leistung an. Die zwei folgenden Ziffern drückten die Baureihe aus. Der nachgestellte Buchstabe A war die Abkürzung für Allrad.
Der berühmten D-Serie folgte die 05-Serie. Sie hat nur aufgrund der dreijährigen Produktionszeit nicht den Verbreitungs- und Bekanntheitsgrad erlangt wie die Vorgängerserie. Zum ersten Mal lieferte KHD einzelne Modelle der 05-Reihe mit Allradantrieb aus. Der D 90 05 war eines davon. Er war damals der leistungsstärkste Schlepper von Deutz. Die Krönung der 05er-Serie, sozusagen.
Er löste den D 80 05 ab. Zugleich zählte er zu den letzten Deutz-Schleppern mit der klassischen runden Motorhaube. KHD lieferte ihn nur ein Jahr lang aus. 1967 markierte er den Übergang zu den neuen 06ern mit eckiger Front.
Die D 90 05 A sind Raritäten. Der von Gerd Hentschel ist sogar einzigartig. Warum, erklären wir später. „Mit dem großen D 90 05 A habe ich immer geliebäugelt“, sagt der Hesperinghäuser. Zu dem Boliden kam er durch eine Kleinanzeige, die er vor 20 Jahren aufgab. Am Donnerstag erschien die Zeitung, am Freitag klingelte das Telefon. Noch am selben Abend fuhr er zum Anbieter nach Hofgeismar. Was ihm dort passierte, als er den Schlepper sah, schildert Gerd Hentschel mit knappen Worten: „Garage auf, Zündschlüssel rein, Motor an – verliebt!“
Differenzierte Produktionszahlen über den D 90 05 sind nicht überliefert. Mehrheitlich nennt die Fachliteratur 271 ausgelieferte Einheiten. Wie viele davon mit Allradantrieb verkauft wurden, ist nicht mehr bekannt. Die einen sagen, es wären um die 40 gewesen. Andere vermuten, dass es die Mehrheit war. Letzteres erscheint plausibel. Wer das Topmodell ordert, kauft keinen Kompromiss. Der will die Motorleistung nicht nur in den Fahrzeugpapieren sehen, sondern auch spüren. Die maximale Leistung auf den (Acker-)Boden zu bringen, das schafft eben nur der Allradantrieb.
Wer einmal gesehen hat, wie ein Hinterachsschlepper trotz – oder: wegen! – eingeschalteter Sperre am Hang wegrutscht, während der Allrad die Spur hält, stellt keine Fragen mehr.
Die Vorderachse ist pendelnd aufgehängt. Bei der hinterradangetriebenen Version ist sie zur Spurverstellung als Teleskopachse ausgelegt. Die Spur kann in Abständen von jeweils zehn Zentimetern verstellt werden. In der Allradversion lässt sie sich nur durch Wenden der Felgen verändern. Der Allradantrieb wird über eine Lamellenkupplung zugeschaltet, die der Fahrer mit dem langen Hebel links neben dem Sitz bedient. Die Lamellen erlauben das Zuschalten auch unter Last.

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Der König der 05er-Serie (Fotos: M. und P. Böhlke)
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