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Vorderachsentwicklung
Eine weitere Neuerung des 1960 eingeführten D 25.2 betraf die Vorderachse. Hatten die Versionen bis dahin die weit verbreitete Doppelblattfeder, wurde nun eine massive starre Pendelausführung mit Einzelradfederung eingeführt. Laut Haverbeck hatte das nur Vorteile. Im Gegensatz zu den alten Versionen, deren Lagerbuchsen oftmals und besonders vor TÜV-Abnahmen gewechselt werden müssen, sind die Buchsen bei der starren Vorderachse deutlich weniger anfällig. Insbesondere beim Frontladerbetrieb neigten die Blattfedern zudem zum unerwünschten Durchbiegen.

Bei den Einzelradfederungen ist in erster Linie darauf zu achten, dass die Gummipuffer nicht verhärtet sind. Oftmals wurden sie früher auch der Einfachheit halber gegen Holzstücke ausgetauscht, wenn sie durch langjährigen Gebrauch schlicht zerbröselt waren. Auch für die Spurstangenköpfe der ansonsten robusten und wartungsarmen ZF-Lenkung muss bei Altfahrzeugen eigentlich immer ein Austausch einkalkuliert werden. Logisch – mit ausgeschlagenen Köpfen sind die Schlepper nur sehr schwer auf der Straße zu halten. Außerdem schaut der TÜV mittlerweile verstärkt auf derartige Mängel. ­Ältere Köpfe können mitunter daran erkannt werden, dass sie eigene Schmiernippel aufweisen.

Diese Erfahrung hat auch Roland Pöppelmann aus Münster gemacht und die Köpfe nach dezenten Hinweisen der Kontrolleure erneuert. Schon als Junge hat er beim Bauern in der Nachbarschaft geholfen und wollte eigentlich immer nur Trecker fahren. Seit dem er vor Jahren beim Urlaub an der Mosel zum ersten mal einen D 25 sah, war die Sache klar. Nachdem er seine Frau überzeugen konnte, dass der auch billig im Unterhalt sei, schlug er zu – und legte sich die Sparversion des D 25.2 zu, die sowohl ohne Traktormeter als auch ohne Hydraulik und Mähwerksantrieb auskommt. Bei Weinbauern in der Moselregion sind diese als Transportfahrzeuge beliebt gewesen (nicht zu ­verwechseln mit den Schmalspurversionen), wo sie sich auf Grund ihrer Wendigkeit und ihrer Leistungsfähigkeit bewährten.

Pöppelmann: „Eine Hydraulik brauche ich ja nicht, aber wenn man erst mal einen Trecker hat, findet sich auch sein Nutzen.“ So hat er sich einen alten Gummiwagen hergerichtet, mit dem er Brennholz für den heimischen Kamin holt und Freunden bei Gartenarbeiten mit Transporten zur Seite steht.

Vorsicht beim Gestänge
Gestartet und beschleunigt wird der Deutz über frei liegende Gestänge. Auf den ersten Blick simpel, verlangt die Kombination durchaus Beachtung. Sofern die Gestänge intakt sind, ermöglichen je nach Ausführung angebrachte Distanzgewinde die Längenverstellung und damit beispielsweise in gewissen Grenzen eine Beeinflussung der Drehzahl, um dem Schlepper eine höhere Endgeschwindigkeit zu verschaffen. Da die Gestänge recht ungeschützt platziert sind, können sie unter Umständen abbrechen. Es sind Fälle bekannt, in denen nur notdürftig repariert oder sogar verschweißt wurde – Vorsicht! Schlecht eingestellte Gestänge lassen den D 25 nicht recht in Fahrt kommen. In den letzten Versionen ist sogar eine Verlängerung zum Abstellhebel verbaut, was die Funktionsweise noch komplexer macht. Die Gelenke des Gestänges leiern mit der Zeit aus, was im Extremfall dazu führen kann, das beim Zurückziehen des Hebels neben dem Lenkrad die Abstellfunktion nicht mehr funktioniert. In einem solchen Fall muss das Fußgaspedal kräftig nach oben gezogen werden – das macht auf Dauer natürlich kein Traktorist gerne mit.

Fazit
Auch für den D 25 gilt wie für viele Schlepper, dass es sich eigentlich um eine Reihe von Modellvarianten handelt, die sich in mehr oder weniger bedeutsamen Details voneinander unterscheiden. Für eine originalgetreue Restaurierung sollte man sich damit frühzeitig auseinandersetzen. Das beginnt bereits mit der Wahl der Lackierung. Für die D-Reihe wurde bis 1962 die RAL-Farbe Laubgrün (6002) verwendet (Felgen Verkehrsrot, 3020), danach Smaragdgrün (6001) und für die Felgen Feuerrot (3000). Weil der Zweizylinder in großen Stückzahlen gebaut worden ist, sind Ersatzteile fast problemlos zu beschaffen. Zulieferteile wie Hydraulik (Bosch), Lenkung (ZF) sowie Anbaugeräte (Mähwerk von Stockey + Schmitz oder Rasspe) und Aufbauten (Fritzmeier-Verdeck) sind meist ebenso gut verbreitet wie die Deutz-eigenen Teile. Die Verfügbarkeit der Fahrzeuge auf dem Gebrauchtmarkt ist gut, auch wenn Unterschiede bestehen: Der D 25.2 ist beispielsweise schon seltener.

In der vollständigen Ausführung – wie das Modell von Josef Haverbeck zeigt – stellt der D 25 einen richtig modernen Schlepper dar, mit dem sich auch heute noch ein kleiner Hof auf leichten Böden bewirtschaften lässt. Daher sind durchaus noch Fahrzeuge im Einsatz zu finden.  Wenn diese noch nicht zu ausgiebig abgearbeitet worden sind, kommt man sogar um eine Komplettrestaurierung herum. Interessant wird der D 25 zudem durch die immense Ausstattungsvielfalt.
Bodo Wistinghausen

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