Das große Sechs mal Sechs
Bernd Essink und die Brüder Jan und Gerd Smoes starten die Motoren ihrer Deutz-Schlepper. Achtzehn luftgekühlte Zylinder gehen ans Werk und lassen sich bei Bedarf bis zu 272 PS entlocken – verteilt auf drei Schlepper, die seinerzeit zu den Spitzenprodukten des Kölner Traditionsunternehmens zählten: ein D 90 06 von 1969, ein D 100 06 von 1973 und ein D 80 06 von 1975. Die drei Fahrer sind seit ihrer Kindheit mit der Marke vertraut, denn schon auf den elterlichen Höfen liefen ausschließlich Deutz-Schlepper.
Da diese im Nebenerwerb betrieben wurden, standen dort jedoch deutlich kleinere Kaliber im Einsatz, und wenn man gelegentlich zu den einst Großbetrieben und Lohnunternehmern vorbehaltenen Sechszylindern aufschaute, dann keinesfalls, weil man so etwas auf der heimischen Scholle wirtschaftlich hätte einsetzen können. Man war nur schlichtweg beeindruckt von Sound und Erscheinungsbild der großen 06er. Ganz aus dem Blickfeld verloren die Drei ihre Kindheitsträume auch in späteren Jahren nicht, denn Bernd ist gelernter Landmaschinenmechaniker, Jan arbeitete volle drei Jahrzehnte im Bereich der Landtechnik, und Gerd hält der Branche bis heute die Treue. Darüber hinaus betreiben Bernd und Jan jeweils eine kleine „Feierabend-Landwirtschaft“, in der sie historisches Gerät einsetzen. Dass alle drei aktive Mitglieder des weithin bekannten Treckerveteranenclubs Nordhorn sind, versteht sich da fast von selbst. Auch um die Nachwuchsförderung müssen sie sich keine Sorgen mehr machen. Henning und Lars Smoes und Mirko Essink sind bereits voll dem Oldtimervirus erlegen, und Mirko nennt seit seinem zwölften Geburtstag einen D 25 sein Eigen.
Einmal Deutz – immer Deutz
Als ersten der in Nordhorn aufgefahrenen Sechszylinder konnte Jan Smoes 2003 den D 90 06 erwerben. Sein Arbeitsleben hatte dieser auf einem Betrieb bei Hof nahe der tschechischen Grenze verbracht und dort zuletzt vor allem als Frontladerschlepper und vor dem Siloentnahmegerät gedient. Mehr als ein paar Bilder hatte Jan vom Objekt seiner Begierde nicht gesehen, als er den Kauf besiegelte. Er sollte es nicht bereuen. 34 harte Arbeitsjahre hatten zwar fühl- und sichtbare Spuren hinterlassen, aber der Verkäufer hatte fairerweise keinen der Mängel verschwiegen. So blieben Jan böse Überraschungen erspart, wenngleich natürlich einiges an Arbeit im D 90 06 steckte. So hatten bereits die Bilder Undichtigkeiten an der Vorderachse verraten, deren Antrieb sich aufgrund eines defekten Lagers zudem nicht mehr ausschalten ließ.
Auch an der Hinterachse waren Wellendichtringe zu erneuern und darüber hinaus die Bremsen mit neuen Belägen zu versehen. Dem Motor ließ Jan eine Verjüngungskur in Form frisch gehonter Buchsen und neuer Kolbenringe zukommen. Ein typischer Schwachpunkt der 06er-Sechszylinder blieb Jan erspart: Oftmals zeigt der Schalldämpfer Risse am Ansatz des Auspuffrohres – nicht so dieses Exemplar. Die Beleuchtungsanlage musste er hingegen komplett renovieren, wobei er sich immerhin an vielen erhaltenen Originalteilen – wie beispielsweise der Lichtmaschine und den schwer aufzutreibenden Scheinwerfern mit grauen anstelle der ab 1974 gebräuchlichen schwarzen Einfassungen – erfreuen konnte.
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