Schweizer Klasse
Tauschgeschäft
Schon im nächsten Jahr, als der Schweizer ihn in Deutschland besuchte, verguckte der sich in den Deutz und wollte ihn haben. Für den Westfalen aber kam es nicht in Frage, sich von seinem mühsam restaurierten Schatz zu trennen. Da hatte er aber nicht mit der Hartnäckigkeit des Alpenländlers gerechnet, denn auch die Eidgenossen sind nun einmal stur. Ein weiteres Jahr darauf machte der Stefan Stalder dem Franz Holznienkemper ein Angebot, das dieser nicht ablehnen konnte. Ein Hürlimann D 70 SSP, der auf dem elterlichen Hof in Großwangen ausgemustert in der Scheune parkte, wechselte im Tausch auf Gegenseitigkeit nach Oelde – und die Verrücktheit nahm ihren Lauf. „Hürlimann-Franz“ war geboren.
Auf die Frage, was denn nun das Besondere am Mythos Hürlimann sein soll, zuckt der heutige Fachmann nur mit den Schultern und fragt sich selbst versonnen: „Wo soll ich da bloß anfangen?“ Dann zeigt er auf sein Triumvirat, und schon von Weitem wird deutlich, warum die Marke unter Landwirten als „Rolls Royce des Ackers“ bezeichnet wird. Haube und Kühlergrill sind automobilähnlich gestaltet und mit leistungsfähigen Scheinwerfern ausgestattet. Hürlimann ließ die Plexigläser für die außergewöhnlich großen Lampentöpfe mit Lichtaustritten von 195 Millimetern Durchmesser eigens fertigen. Die Originale waren zeitweise sogar mit firmeneigenem Schriftzug versehen.
Ein solches – nachgefertigtes – Exemplar konnte sich Franz noch 2009 von Hans Hürlimann jr. schicken lassen, der hinzufügte, die Formen seien mittlerweile recht ausgelutscht. Eine neue Form würde aber wohl nicht erstellt werden, da sie 7.000 Franken koste.
Der Ursprung der Marke liegt im Jahr 1929, als das Unternehmen von Hans Hürlimann (sen.) im Ort Wil im Kanton St. Gallen gegründet wurde. Spätestens seit den frühen Nachkriegsjahren stand die Marke wie keine zweite in der Schweiz für Qualität und Innovation, mehr noch als die Konkurrenten wie Bührer, Bucher oder Meili. Dies kann neben der makellosen Verarbeitung auch darauf zurückgeführt werden, dass der D 100 seine Leistung von 45 PS aus einem seinerzeit hochmodernen Reihenvierzylinder eigener Fertigung generierte.