Der Lanz-Rivale aus Hannover

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Niemand hätte damals daran gedacht, dass wir den heute immer noch haben würden,“ sagt der 82-Jährige. Sein Sohn ergänzt, dass auch der Motor arg gelitten hätte und erzählt, wie ein undichter Zylinderkopf fast das Ende bedeutet hätte. „Der hatte sich, vermutlich wegen thermischer Probleme, so verzogen, dass er geplant werden musste.“

Wo hast du denn das Ding her?

Doch einen Motoreninstandsetzer zu finden, der über eine 70 Zentimeter lange Schleifbank verfügte, war gar nicht so einfach. Im nahen Osnabrück wurde er fündig, aber auch dort empfing man den Lienener mit den Worten; „Wo hast du das Ding denn her???“ Immerhin, sie hatten in einer Ecke eine schon lange nicht mehr benutzte Werkbank, auf der sie den Zylinderkopf bearbeiten konnten. Rolf Dölling fiel ein Stein vom Herzen.

Dies war eigentlich in all den Jahren die einzige größere Reparatur. Ansonsten arbeitet der große Reihenvierzylinder problemlos. Der standfeste 5,2-Liter-Motor ist mit seinen 1.200 Umdrehungen pro Minute für den Dauerbetrieb wie geschaffen. Die wichtigen Aggregate werden nicht über Keilriemen betrieben, sondern über massive Wellen. Links vorne am Motor sitzt ein kleines Stirnradvorgelege, das einen eigenen Ölkreislauf hat. Über dieses Getriebe werden sowohl die Einspritzpumpe als auch die Wasserpumpe angetrieben.

Um den Motor zu starten, muss an einem Fußpedal Kraftstoff vorgepumpt werden, zum Abstellen muss das Pedal angehoben werden. Seitlich am Motor befindet sich ein Handgriff, der die gleiche Funktion hat. Wichtig kann dieser auch zum Vorpumpen von Kraftstoff sein, wenn einmal der Tank leer gelaufen ist, weiß Dölling.

Die ideale Kombi
Der R 40, für einen Ackerschlepper mit rund 3,2 Tonnen recht schwer, bringt es in Kombination mit dem Heckbagger auf 4,8 Tonnen – und kann so das auf dem Acker nachteilige Gewicht beim Baggern zum Vorteil der Standhaftigkeit nutzen. Der ­Atlas Hydrauliklader wird von der Zapfwelle angetrieben, wie sonst eben die ­Riemenscheiben oder Seilwinden. Der Umbau zum mobilen Kran war für den legendären Schleppertyp eine der belieb­testen Verwendungsmöglichkeiten im späteren Arbeitsleben.

Auch heute noch bewährt sich Döllings R 40 mit seinem Huckepackgreifer regelmäßig in verschiedensten Einsatzgebieten. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Lienen stellt Rolf Dölling das Fahrzeug regelmäßig für Aufbauarbeiten im Ort zur Verfügung, wenn Zelte oder Bühnen zu errichten sind. Auch beim Holzmachen, also der Verarbeitung von Brennholz für den privaten Gebrauch, ist der R 40 immer dabei. Holzrücken und Umladen der Stämme – alles für den R 40 kein Problem.

Wichtige Hilfe im Forst
Für solche Einsatzzwecke waren die Schlepper einst ja konstruiert worden. In der Forstwirtschaft konnten sie mit Seilwinde und enormer Zugkraft schon immer ihre Vorzüge unter Beweis stellen. Bis zu 850 Kilogramm mutet der Westfale seinem Oldtimer noch zu. Und für die Instandhaltung der Drainagegräben auf dem heimischen Anwesen ist die Kombina­tion aus Hanomag und Atlas gänzlich unverzichtbar.

Ein kleines Kunststück hat Rolf Dölling seinem R 40 auch noch beigebracht. Wenn die hinteren Stützen nicht ausgefahren sind, kann sich der Hanomag mit Hilfe des Atlas vorne aufrichten. Die gefederte Pendelachse hängt dann frei in der Luft. Doch Spaß beiseite: Das hat ganz praktische Vorteile, denn es vereinfacht ganz erheblich diverse Wartungsarbeiten im Frontbereich bis hin zum Reifenwechsel. So hat der Schlepper seinen eigenen Wagenheber immer auf dem Rücken.

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Alle Fotos: Bodo Wistinghausen
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