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Aus der Not eine Tugend
In einer Epoche, in der noch die Einzylindermotoren verbreitet waren, ließ sich natürlich mit der Laufruhe eines Zweizylinders trefflich punkten. Bautz versäumte nicht, dafür ausgiebig zu werben. Wie so oft machte man hierbei aus der Not eine Tugend, denn der motorische Luxus fußte ursprünglich auf einer Zwangslage. In der Projektphase des Bautz AS 120 gab es hierzulande nämlich nur wenige für einen 12-PS-Schlepper in Blockbauweise geeignete Kleindieselmotoren, darunter den in die Jahre gekommenen, über 300 Kilogramm schweren Deutz F1M414, den kaum 100 Kilo leichten, nicht ganz unproblematischen Stihl-Zweitakter (siehe TC 3/2010) und eben den vertrauenerweckenderen, mit 215 Kilogramm quasi in der „goldenen Mitte“ liegenden MWM-Zweizylinder.

Der Alte wird restauriert
Ingo Krieg entdeckte den AS 120 über das Internet in Ulm. Er erwarb ihn im Herbst 2008 in einem äußerst restaurierungsbedürftigen Zustand (siehe Bild
S. 19). Vorher hatte er schon einen Renault R 88 aus den frühen 70er-Jahren restauriert. Sein Großvater habe einen Bautz AS 122 auf seinem Hof gehabt. Die Erinnerung an diesen Schlepper habe ihn nie losgelassen, erzählt der 31-Jährige. Der Installateur wusste also, was auf ihn zukam.
„Der Bautz ist übersichtlicher und weniger aufwändig zu restaurieren“, erinnert er sich. Beim Beheben des Frostschadens am Motor und dem Ersetzen des Kurbelwellensimmerrings half ihm sein Freund, Kraftfahrzeugmeister Robert Hirschenhein. Nach dem Sandstrahlen der Teile kam das Lackieren. „Man muss genau aufpassen, in welcher Reifenfolge man strahlt und lackiert“, erklärt Ingo Krieg das effektive Vorgehen. Sonst verliert man schnell eine Woche bei der Arbeitsfolge Strahlen-Lackieren-Montieren. Inzwischen hat sich Ingo Krieg eine eigene Strahlkabine in seine Werkstatt gestellt. Richtig aufwändig war das neue Lagern des Getriebes. „Kauf mal zwei Dosen Vereisungsspray“, hatte ihm sein Freund Michael Winkler empfohlen.
Der befreundete Karosseriebauer, der auch beim Ausbeulen der Motorhaube half, unterstützte Ingo Krieg bei der neuen Lagerung. Denn vom Sitz des jeweiligen Lagers auf der Welle hängt es ab, ob man es durch Erwärmen oder Vereisen ausbauen kann. Gleiches Prinzip gilt beim Zusammenbau.

Voll im Lack
Bautz benutzte keine RAL-Farben. Über das Bautz-Forum erhielt Ingo Krieg den Tipp, sich an die Firma Oldtimer Jehle zu wenden. „Der hat Farben, die mit 99,9 Prozent Genauigkeit den originalen Farbton treffen“, weiß Ingo Krieg. „Alles andere ist beim Bautz einfach und kompakt gehalten“, erklärt Ingo Krieg. Im Frühjahr war sein Schlepper fertig. Bautz bot den 120er übrigens ab 1954 auch in einer Sonderlackierung in Rot an – und zwar demjenigen Rotton, in dem auch traditionell die Bautz-Erntemaschinen gehalten waren.
Benjamin Osterholz kaufte seinen
AS 120 vor fünf Jahren. „Genau genommen waren es zwei Teileträger, die ich gekauft habe“, präzisiert der 28-Jährige: „Aus denen habe ich dann einen Schlepper gemacht.“
 

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Bautz AS 120
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