Da steckt mehr drin!

Seiten

Detektivarbeit
Die heute so interessanten Informationen hielt Bautz zudem für lässliche Marginalien – und schrieb sie nicht auf.
Wer einen AS 120 original restaurieren will, muss ein wenig Detektivarbeit leisten: Das Baujahr gemäß Typenschild oder – besser – aus den Fahrzeugpapieren mit Prospekten jener Zeit vergleichen. Prospekte können kostenlos für den privaten Gebrauch aus dem Internet heruntergeladen werden. Das Bautz-Forum ist eine gute Anlaufadresse. Tipp: Bei den Prospekten auf die Fotos achten! Nicht alle technischen Daten müssen unbedingt stimmen, dazu später ein Beispiel. Die Fotos zeigten real existierende Schlepper, während die Daten auch das widerspiegelten, was Bautz demnächst auf den Markt zu bringen beabsichtigte.
Immer wieder, erzählt Ingo Krieg, kämen bei Schleppertreffen ältere Besucher auf ihn zu. Das Interesse an Bautz-Schleppern sei groß. Kein Wunder, bei allein über 11.000 verkauften AS 120. „Allerdings“, so der Gründauer, „fragen viele nach den gelben Farbapplikationen.
Die kennen den AS 120 nicht anders.“ Er müsse dann immer erklären, dass es sich um den selteneren Vorgänger des grün-gelb Lackierten handele. „Aber“, so Ingo Krieg, „es gibt auch die Spezialisten. Die sagen gleich: ‚Aha, du hast einen der ersten!’“

Das wichtigste: Der Motor
1952 gerieten die Dinge in Bewegung. Das wesentliche Unterscheidungskriterium ist der Motor. Den orderte Bautz bei den Mannheimer Motorenwerken (MWM), später – für andere Modelle –übrigens auch bei Güldner. Für den
AS 120 lieferte MWM anfangs den Motortyp KD 11 Z mit Natter-Einspritzpumpe. In anderen Schleppern leistete dieser Motor bis zu 17 PS bei 2.000 U/min, doch begnügte Bautz sich mit 12 PS bei 1.750 U/min. Das angeflanschte Getriebe (4 Vorwärtsgänge/1 Rückwärtsgang) hatte Bautz konstruiert. Allerdings hatte der erste Gang keine typische Kriechganguntersetzung. Das damals noch nicht fertige Getriebe war übrigens die Ursache, warum der AS 120 bei der DLG-Ausstellung 1950 noch nicht fahrbereit gewesen war.

Wolf im Schafspelz
Die Motorleistung änderte sich erst um die Mitte des Jahres 1952. MWM baute und lieferte inzwischen den Motortyp KD 211 Z. In den Bautz-Prospekten wurde er weiterhin als MWM KD 11 Z bezeichnet. Den Kraftstoff führte ihm eine Einspritzpumpe von Bosch zu. Bautz nutzte das gemäß Herstellerangaben unveränderte Potential des Zweizylinders noch immer nicht aus, gab als Dauerleistung jedoch nunmehr 14 PS bei 1.820 U/min und als Kurzleistung 15 PS an, hob darüber hinaus die amtlich geprüfte Fahrzeugleistung von 20 PS bei 2.000 U/min hervor. Der Motor blieb im Alltagsbetrieb also weit unter seiner Maximalleistung, was seiner Langlebigkeit zugute kam. Ab 1954 schaltete der Fahrer ein – nach wie vor aus eigener Fertigung stammendes – Getriebe mit fünf Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang. Der erste Gang war jetzt als Kriechgang übersetzt. Bei den Folge-Baureihen sollte Bautz auch Getriebe von ZF und Getrag zukaufen.

Die Ausstattung
Von Anfang an war der AS 120 mit Getriebezapfwelle, Differenzialsperre, elektrischer Licht- und Signalanlage, Mähantrieb, beidseitigen Kotflügelsitzen sowie Anhängevorrichtungen vorn und hinten ausgeliefert worden. Neben dem inzwischen serienmäßigen Anlasser mit Vorglüheinrichtung und einer verbesserten Lenkung erweiterte Bautz auch das aufpreispflichtige Zubehörprogramm. Dazu gehörten ein Mähwerk, eine auf die Zapfwelle aufsteckbare Riemenscheibe, Zusatzgewichte für die Vorder- und Hinterräder und ein hydraulischer Kraftheber.
Der Erfolg des AS 120 war nicht nur seinem günstigen Basispreis geschuldet. Bautz verfügte zum Zeitpunkt der Schlepperpräsentation bereits über ein flächendeckendes Händlernetz durch den Jahrzehnte langen Vertrieb der Landmaschinen. Mit ihnen hatte sich das Werk längst den Ruf grundsolider Zuverlässigkeit erarbeitet, die Landmaschinen passten perfekt zu den Schleppern aus dem eigenen Haus. 

 

Seiten

Bautz AS 120
Weitere Themen aus dieser Rubrik

Braunes Ackergold

Alte Landtechnik im praktischen Einsatz, das lässt das Herz eines Traktor-Enthusiasten höher schlagen! Diesmal sind wir bei einer typischen Frühjahrsarbeit des Bauern... mehr >

Star der ersten Stunde

Ein Allgaier System Porsche AP 17 ist ja an sich schon etwas Besonderes. Dieses Exemplar jedoch trägt ein zusätzliches Sahnehäubchen: Es lief am ersten Tag der... mehr >

Schön, blau und stark

Ein Vierzylindermotor eigener Konstruktion und der ZF-Getriebebaukasten machten es möglich: Anfang 1964 krönte der 60 PS starke EA 600 – besser bekannt als „Mammut... mehr >

Mehr zum Thema