Masse und Rasse: Schlepper der 1950er
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Normag im Zweitakt
Bereits Ende Mai 1953 hatte die Normag auf der 42. DLG-Wanderausstellung in Köln ihr Einstiegsmodell G 12 präsentiert, das wenig später unter der Bezeichnung F 12 und ab Anfang 1954 unter dem Beinamen „Kornett I“ verkauft wurde. Herz des Neulings war ein luftgekühlter Einzylinder- Zweitaktmotor. Anders als beispielswiese die Hanomag, Holder und Stihl trieb die Normag den Leichtbau nicht auf die Spitze und ließ den Motor aus großzügigen 1,3 Litern Hubraum schöpfen, so dass er für 12 PS Dauerleistung lediglich 1.500 U/min bemühen musste. Zur besseren Spülung des Brennraumes war der Motor mit einer schräg nach unten gerichteten Kolbenpumpe ausgerüstet. Gemeinsam mit der effizienten Direkteinspritzung ergab sich so ein außergewöhnlich guter Wirkungsgrad mit einem minimalen Kraftstoffverbrauch von nur 166,5 g/PSh. Im September 1954 ergänzte der zunächst als F 16 B und wenig später als K 16 geführte „Kornett II“ das Angebot, in dem der prinzipiell unveränderte Motor 16 PS abgab. Durch Einbau der Vorderachse unterhalb des Motors ergab sich die kuriose Situation, dass der Radstand des Kornett II mit 1.530 mm um 120 mm kürzer ausfiel als jener des schwächeren Kornett I. Fortan bestand im Normag-Programm eine Überschneidung zwischen den Zweitaktern und der mit dem Faktor I bei 15 PS beginnenden Viertakt-Baureihe. Preislich lagen die Kornett-Typen mit 4.980 bzw. 5.950 DM (in Grundausrüstung) allerdings unterhalb des für 6.180 DM feilgebotenen Faktor I. Der 12/14-PS-Typ brachte es bis 1956 auf fast 4.000 Exemplare, der Kornett II auf etwa 1.700.
Exoten aus West(falen) und Ost
Von der überregionalen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hatte die H. Wesseler OHG im westfälischen Altenberge mittlerweile eine beachtliche Produktpalette aufgebaut. Jüngste Sprösslinge waren die erstmals im März 1954 beim TÜV vorgeführten Typen W 36 und WL 36. Ersterer wurde vom wassergekühlten MWM-Dreizylinder KD 12 D angetrieben, letzterer von dessen luftgekühltem Gegenstück AKD 112 D. Für die Kraftübertragung sorgte in beiden Fällen das Fünfganggetriebe ASS 145 des Berliner Herstellers Prometheus – bis kurz nach Kriegsende ein bedeutender Lieferant der Schlepperindustrie, mittlerweile eher eine Randfigur der Szene. Als Randfigur konnte in Westdeutschland auch der Zetor Super mit 42 PS starkem Vierzylindermotor gelten. Er ergänzte das Angebot des Herstellers aus dem tschechischen Brünn nach oben und brachte es im Ostblock und nicht zuletzt in der DDR zu großer Bedeutung.
Klaus Tietgens