Ein Wiener in Westfalen

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Gut ausgestattet
Auf dem Hof in Tecklenburg-Leeden muss der Österreicher nicht mehr arbeiten und zieht allenfalls bei Ausfahrten des Clubs den Wagen, auf dem es sich Mitglieder und Gäste wohlergehen lassen. Dabei schätzt der Westfale die interessanten und umfangreichen Ausstattungsdetails. Die Pendelachse vorne verfügt über einzeln gefederte Räder, die den Komfort merklich erhöhen. Aber auch an die Bedienungsfreundlichkeit wurde gedacht.
Die auf die Hinterräder wirkende Einzelradbremsanlage kann sowohl seitenweise als auch mit dem dritten Pedal in der Mitte beidseitig betätigt werden. Bei Schleppern dieser kleinen Klasse war es in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre nicht allgemein üblich, eine elektrische Vorglüheinrichtung zu spendieren, die bei Warchalowski von Beginn an serienmäßig war. Dennoch war ein Versagen der Elektrik einkalkuliert, und es besteht die Möglichkeit, den Motor auch mittels Kurbel von Hand zu starten. Um diesen Vorgang zu erleichtern, verfügt der WT 20 über eine Dekompressionsmechanik. Die Zylinderstellung bedingt dabei eine besondere Auslegung, bei der ein Gestänge die Hebel an beiden Zylinderköpfen miteinander verbindet.
Eine weitere sehenswerte und sinnvolle Technik wird über das Kupplungspedal betätigt. Über einen Abzweig wird das Kupplungsgestänge auf die rechte Seite geführt und endet am Spaltölfilter. Bei jedem Treten der Kupplung wird somit die Ratsche des Filterkamms bewegt. Diese Automatisierung schützt schlicht davor, die notwendige Arbeit am Ölfilter zu vernachlässigen. Eine in vielen Oldtimer-Schleppern bewährte, einfache und durchdachte Technik.
Besonders angenehm empfindet der Hobbytraktorist die gute Fahrbarkeit auf der Straße. Mittels Hand- oder Fußgasbedienung wird der Motor über einen
Fliehkraftregler angesteuert, der zudem als Drehzahlbegrenzer fungiert. Die maximale Drehzahl kann mit Distanzringen in gewissem Umfang beeinflusst werden.

High-Speed-Technik
Der als Schnellläufer ausgelegte V2 generiert seine Leistung über eine vergleichsweise hohe Drehzahl von 2.600 Umdrehungen in der Minute. Damit erreicht der WT 20 die auch für heutige Verhältnisse beachtliche – und insbesondere im Straßenverkehr vorteilhafte – Höchstgeschwindigkeit von über 30 Kilometern pro Stunde.
Zugmaschinen dieser Art fielen in eine höhere Klasse der damaligen österreichischen Bauartgeschwindigkeitseinteilungen. Seine Einstufung in die Klasse KL II trägt der Warchalowski sichtbar beidseitig an der Haube. Es handelte sich dabei also nicht etwa um eine Typenbezeichnung. Heute und auf deutschen Straßen hat dies keinerlei Bedeutung mehr, aber ein WT 20 ist eben schnell wie die Feuerwehr und passt schon daher zu Ulrich Plenter, der damit noch recht häufig über die Landstraßen im Teutoburger Wald zu vielen Treffen sausen mag.
Bodo Wistinghausen
 

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TEXT und FOTOS: Bodo Wistinghausen
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