Werkstattgründung - Das richtige Rüstzeug

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Meter, Zoll oder Inch?

Will man sich auf Traktoren stürzen, welche in Deutschland, Österreich oder Schweiz gebaut wurden, sind metrische Werkzeuggrößen, wie man sie bei uns üblicherweise erhält, das Richtige.

Sobald aber an Traktoren britischer oder dänischer Herstellung gearbeitet werden soll, wird das Werkzeug in  Zoll-, und in Verbindung mit amerikanischen Traktoren in Inch-Größen benötigt. Hier spielt auch die Sicherheit eine große Rolle: Das Werkzeug muss genau passen, andernfalls drohen Unfälle aller Art, angefangen beim einfachen Abrutschen von einer Schraube: Wenn man mit Kraft agiert, sind hier schon Prellungen, Brüche und Kapselrisse drin. Also: Äußerste Vorsicht bei nicht genau passendem Werkzeug!

Fachliteratur sollte immer zur Hand sein, voreiliges Handeln führt meist nur zu größerem Reparatur-Bedarf. Dafür ist es wichtig, sich mit Handbüchern, Reparatur-Anleitungen und Modell-Beschreibungen einzudecken. Spezialverlage, Internetforen und die oft auf Traktor-Treffen vertretenen Antiquariate sind die wichtigsten Suchbereiche.

Ebenso ist es wertvoll, wenn man sich bereits im Vorfeld dahin gehend umsieht und Kontakte knüpft für die Durchführung von Arbeiten die über das do-it-yourselfes hinaus gehen. Wie zum Beispiel das Planschleifen von Flächen, Bohren und Honen von Zylindern oder Laufbuchsen, oder auch die Instandsetzung von Kühlern.


Traktor überdachen

Erste Voraussetzung zum Heimwerken ist ein geeignetes überdachtes Gebäude. Da reicht für kleinere Traktoren oft schon eine Garage oder ein Schuppen.

Wenn nicht im direkten Einflussbereich vorhanden, sollte die Werkstatt auch abgesperrt und gesichert werden können. Auch ein gepflasterter oder asphaltierter Hof bietet Vorteile: Demontierte Teile können hier  abgelegt werden, um den Platz zum Arbeiten zu erhalten, und gehen nicht so schnell verloren wie auf einer Wiesenfläche. Die Autoren sprechen hier aus Erfahrung. 

Was man sich mitten im Sommer vielleicht noch nicht vorstellen kann: die Möglichkeit der Anwärmung des Arbeitsplatzes ist essentiell, um  nicht mit klammen Händen werkeln zu müssen. Das dient nur zum Teil dem allgemeinen Wohlbefinden, Sinn und Zweck liegt hier vor allem im Vermeiden von Unfällen.


Grundausrüstung

Man braucht für den Anfang auf jeden Fall Schlüssel und Schraubenzieher in den gängigen Größen. Bei den Schlüsseln bilden einfache Gabel-Ring-Schlüssel die Basis jeglicher Schraubarbeit, wer es sich eleganter leisten will, besorgt sich einen Satz mit Umschalteinrichtung an den Ringenden. Vorteile bietet oft ein Satz gekröpfter Ringschlüssel, da einige Schrauben damit leichter zu erreichen sind. Ein Nuss- bzw. Ratschenkasten kann mit seinem Inhalt ebenfalls gute Dienste leisten. Um sich abscherende Verlängerungen oder platzende Nüsse zu ersparen, sollte hier auf Qualität Wert gelegt werden. Alternativ genügt zum  Start auch ein mittelgroßer Koffer mit Werkzeug; hier sollten verschiedene Hämmer, eine Rohrzange, ein Satz Inbusschlüssel und die erwähnten Gabelringschlüssel enthalten sein. Man wird hiermit aber bald an die Grenzen der Möglichkeiten stossen, denn bei den solide gebauten Traktor-Oldtimern braucht man früher oder später alles eine Nummer größer, wie etwa Schlüssel jenseits der 24er Größe.

Sehr wichtig bei der Arbeit am Schlepper ist ein Drehmomentschlüssel. Viele Schrauben (beispielsweise am Zylinderkopf) müssen mit einer vorgeschriebenen Kraft angezogen werden, die auf den Datenblättern der Hersteller zu finden sind.

 
WERKSTATTGRÜNDUNG  
Die drei goldenen Regeln  
   
1. Überlegtes Handeln Know-How aneignen und Werkzeuganschaffung
je nach Traktor sinnvoll ein -
grenzen!
2. Qualität Von billigem Werkzeug hat man selten länger etwas. Nur beim Fachhändler
kann man sich informieren und zur
Not Werkzeug reklamieren!
3. Sicherheit Bei allen Arbeiten sind entsprechende
Schutzbrillen, Handschuhe und kräftige Schuhe selbstverständlich!



Ran ans Getriebe

Sehr wichtig bei der Arbeit am Schlepper ist ein Drehmomentschlüssel. Viele Schrauben (beispielsweise am Zylinderkopf) müssen mit einer vorgeschriebenen Kraft angezogen werden, die auf den Datenblättern der Hersteller zu finden sind.

Wer sich an die Überholung des Getriebes wagt, für den ist je ein Satz Zwei- und Drei-Klauenabzieher wichtig. Hiermit lassen sich Lager oder Zahnräder von der Welle ziehen. Auch für festsitzende Lenkräder, Riemenscheiben und generell bei Motorarbeiten sind sie gut zu gebrauchen. Wer auch die Überholung von Lenk- und Spurstangen plant, benötigt zusätzlich einen Kugelgelenk-Abzieher.

Gewinde sind ein empfindlicher Bereich, auf den der geneigte Traktorist früher oder später trifft, und zwar zunächst in vergammelter Form. Um hier nicht plötzlich vor einem Problem zu stehen, sollte man sich je einen Satz Gewindebohrer und -schneider in den gängigen Größen zulegen.


Wellen und Bolzen beherrschen

Neben der Rohrzange ist die Spreng- bzw. Seegeringzange für die Traktor-Schraubarbeit sehr wichtig. Viele Bolzen und Wellen sind mit dementsprechenden Ringen gesichert. Da auch sehr oft Splintverbindungen benutzt wurden, sollte man sich einen Satz Splintentreiber besorgen, denn oft brechen die alten Splinte nur noch ab und bleiben stecken.


Grobes Reifenbesteck

Je nach körperlicher Verfassung ist bis zu einer bestimmten Größe das selbstständige Aufziehen neuer Bereifung in Betracht zu ziehen. Hierzu sollten mindestens 2 Montiereisen vorhanden sein.


Traktor stemmen

Ein bis zwei Rangierwagenheber mit einer Mindesttraglast von zwei Tonnen, sowie zwei bis vier hydraulische Wagenheber mit auch wenigstens zwei Tonnen Tragkraft können für den Traktorschrauber sehr wichtig sein. Unterstellböcke mit mindestens drei Tonnen Tragkraft sind ebenfalls vonnöten. Die höhere Tragkraft für die Böcke ist deswegen erforderlich, weil sie unter Umständen auch seitliche Kräfte aufnehmen müssen. Ein auf Rollen fahrbarer Kran, ein so genannter Motorkran, wird dann nötig, wenn schwerere Teile ab- oder anmontiert werden müssen. Falls die Werkstatt die Möglichkeit bietet, kann man auch auf einen Flaschenzug (am Besten mit Laufschiene) ausweichen. Dies hat einige Vorteile, allerdings muss eine geeignete Tragmöglichkeit an der Werkstatt-Decke gegeben sein, zum Beispiel in Form eines Stahlträgers.


Mehr Sauerstoff!

Ein Schutzgas-Schweißgerät und Sauerstoff zum Vorwärmen mit dazugehöriger Schutzkleidung werden früher oder später in der Werkstatt auch vonnöten sein. Ein Erwärmen ist z.B. oft zum Lösen von Übermaßpassungen bei Wellen-Lager-Verbindungen erforderlich.


Bohren und Flexen

Handbohr- und Handschleifmaschine werden bei der Restauration nicht nur für Schleifeinsätze zum Zuge kommen. Oft ist die Flex der letzte passende Schlüssel für eine seit 50 Jahren dahinrostende Schraubverbindung. Auch zum Ausschneiden von Rostlöchern, um beispielsweise an Karosserieteilen neue Bleche einzusetzen, ist die Flex unabdingbar.


Allesschaffer Kompressor

Ein Kompressor für den Antrieb von Druckluft-Werkzeug und zur Reinigung (ausblasen) bei der Arbeit macht sich in der Werkstatt rasch beliebt. Die zusätzlichen Möglichkeiten sind vielfältig. Wer eine Top-Hochglanzlackierung nicht als Standard setzt, kann auch als Laie mit einer Lackier-Pistole sehr zufriedenstellende Ergebnisse erhalten. Man sollte sich allerdings vorher in die Praxis des Lackierens einlesen. Wer einen leistungsstärkeren Kompressor sein eigen nennt, hat auch die Möglichkeit, Bauteile selber Sandzustrahlen und sich auf diese Weise viel Schleifarbeit zu sparen.


Mess- und Prüfgeräte

Neben Zollstock und Bandmaß ist die handliche Schiebelehre mit Nonius eines der in der Technik häufig gebrauchten Messgeräte. Mit dem Nonius lassen sich Differenzen bis zu einem Zehntel Millimeter genau messen und ablesen. Bei Arbeiten am Motorinneren lässt sich darauf nicht verzichten.

Auch von der Art der Motoren hängt die Beschaffung bestimmter Messgeräte ab. Bei Benzinmotoren, mit denen früher häufig englische und US-amerikanische Traktoren ausgerüstet waren, hilft eine so genannte Zündlichtpistole (Stroboskop) zur genauen Einstellung des Zündzeitpunktes. Für die Einstellung des Schließwinkels am Unterbrecher im Verteiler wird ein kleiner Satz Fühlerlehren erforderlich, um genaue Werte zu erreichen. Die Methode „Pi mal Daumen" ist hier nur im Notfall und für kurze Zeit für die ganze Zündeinstellung anzuwenden. Ein Fühlerlehrensatz ist freilich auch für einen Dieselmotor von Nöten. Ohne diese ist ein sauberes Einstellen der Ventile z.B. nicht möglich.

Messgeräte für Benzin- und Öldruck sind dann schon Geräte für weiter Fortgeschrittene. Zur Motorprüfung ist der Kauf eines Kompressionsmessers zu empfehlen, weil sich damit bereits vor dem Öffnen des Motors Rückschlüsse auf dessen Zustand schließen lassen.

Weil ältere Traktoren in der Regel mit einphasigen Gleichstromanlagen für die Bordelektrik eingerichtet sind, sind auch dafür Prüf- und Messgeräte erforderlich. Für den Anfang genügt noch ein Phasenprüfer in Form eines kleinen leichten Schraubenziehers. Bald darauf kann man sich jedoch ein handliches Multifunktions-Messgerät beschaffen. Damit kann man Gleich- und Wechsel-Spannung in Volt und Wiederstand in Ohm messen, auch wenn man kein ausgebildeter Kfz-Elektriker ist. Aber Achtung: Gute Exemplare sind entsprechend teuer!


Keine Angst vor Elektrik

Mit einer kleinen Sammlung von Elektronik-Werkzeug ist die Reparatur einer Standard-Kabelanlage auch für den Laien kein Problem. Viele Schrecken vor dieser Arbeit zurück, doch mit ein wenig technischem Verständnis und dem nötigen Schaltplan sollte es wenig Probleme geben. (Achtung: vorher Batterie abklemmen!) Zur Erneuerung von Kabeln reichen zunächst bereits ein Seitenschneider, eine Abisolierzange, ein Satz kleiner Schraubenzieher (z.B. für Lüster-Klemmen, Sicherungskasten, usw.) und eine so genannte Crimp-Zange zum Verpressen von Kabelkontakten. Auch eine komplette Kabelbaumerneuerung ist hiermit bereits möglich.

Weil sich Batterien bei Nichtgebrauch entladen, ist zudem die Beschaffung eines Batterieladegerätes ins Kalkül zu ziehen.


Wartung und Pflege

Wer seinen Motor oder das Getriebe auseinander baut, muss sich auch mit dem darin befindlichen Öl beschäftigen. Hierzu sollten in einer Werkstatt geeignete Behälter griffbereit sein. (Achtung: Kraftstoffe und Öle müssen ordnungsgemäß entsorgt werden!). Und schließlich sollte zur Wartung der mechanisch-beweglichen Verbindungen in keiner Werkstatt eine Fettpresse fehlen.


Ordnung muss sein

Eine Werkbank mit Schraubstock erleichtert die Arbeit an kleineren Teilen. Wenn dann noch ein Hängeregal mit beschrifteten Schubladen für Schrauben, Muttern, U-Scheiben, Splinte und anderem Kleinmaterial für eine gewisse grundsätzliche Ordnung sorgt, lässt sich wesentlich flüssiger arbeiten und die Abfolge einzelner Handgriffe wird nicht vom ständigen Suchen nach irgend einem Teil unterbrochen.

In die Rubrik Ordnung gehört auch ein fahrbarer Werkzeugwagen oder ein geordnetes Wandhängesystem für das Werkzeug. Legendär und wenig zu empfehlen sind frühere Vorgänge wie der gezielte Wurf eines 24/27-er Ringschlüssel durch die halbe Werkstatt.

Dass die Abgase laufender Motoren ins Freie geleitet werden sollen und dann keinen Schaden anrichten können ist zwar hinlänglich bekannt, sollte dennoch nicht unerwähnt sein. Ein temperaturbeständiger Schlauch vom Auspuff ins Freie reicht in der Regel dem Heimwerker.


Was du nicht kaufen kannst, miete!

Werden bestimmte Werkzeuge aller Voraussicht nach nur ganz selten benötigt und ist deren Anschaffung relativ teuer, dann gibt es eine Alternative: Bei Mietwerkstätten kann man Spezial-Werkzeug zu festen Tages- oder Wochensätzen mieten. So, und nun wünschen wir viel Spaß beim selber werkeln!

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