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Der A3K Burgund
Der A3K ist als Mehrzweckschlepper konzipiert. Er hat das klauengeschaltete ZF-Getriebe A-205 mit Zentralachse (im Gegensatz zur alternativ angebotenen Portalachse). Acker-, Straßen- und Rückwärtsgruppe haben jeweils vier Gänge. Der erste Gang gilt als voll belastbarer Kriechgang. 
Das Sorgenkind der Typenreihe ist der Motor. Der Dreizylinder wird von Güldner in Aschaffenburg gebaut und anschließend nach Gottmadingen zur Schleppermontage gebracht. 25 PS sind für den vorgesehenen Verwendungszweck nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig. So lange der Burgund mit Arbeitsgeräten bestückt ist, gibt es keine Probleme. Aber der Schlepper läuft mit Grenzlast, wenn – wie beim Pressen von Strohballen – zusätzlich ein Anhänger eingeklinkt ist. Auch beim Tiefpflügen behalten Burgund-Fahrer ständig die Motortemperatur im Auge. Hinzu kommt das schlechte Startverhalten. Nicht bei allen A3K, aber bei einigen. Ein zweiter Heizflansch zeigt zwar einige Wirkung, aber er behebt nicht den Kern des Problems. Dem Aschaffenburger Werk ist bei der Fertigung des luftgekühlten 3LKN-Motors eine zu breite Streuung der Fertigungstoleranzen unterlaufen. Karl-Friedrich erinnert sich, dass sein Vater zum Vorglühen eine Wäscheklammer unter den Glühzug geklemmt hat. Dann habe er die Milchkannen ­aufgeladen. Darauf sei der Motor immer willig angesprungen. Nach immerhin erst einem Jahrzehnt machte der A3K Kummer. Eine Rechnung vom 30. Dezember 1970 weist eine Motorüberholung für 762, 40 D-Mark aus.

Das rote Gold kommt auf den Hof
Mitte der 60er-Jahre kommt in Gestalt eines G 45 S das rote Gold auf den Hof. Der G 45 hat den auf 45 PS gedrosselten Vierzylindermotor Typ 4L79, der auch im
G 50 Verwendung findet. Das Leichtschaltgetriebes A-210 ist eine verstärkte Ausführung des im A3K verbauten A-205 mit jeweils vier Gängen in drei Schaltgruppen für Acker-, Straßen- und Rückwärtsfahrt. Die Motorzapfwelle läuft wahlweise mit 540 oder 1.080 Umdrehungen pro Minute. Weil die meisten Arbeitsgeräte für die niedrigere Drehzahl ausgelegt sind, ist am Zapfwellenhebel die hintere Schnelllaufstellung mit einer Rändelschraube blockiert. Damit wird das versehentliche Hochdrehen eines Arbeitsgerätes mit Standarddrehzahl verhindert. Die vordere Zapfwelle läuft mit 1.100 U/min. Wegen seines niedrigen Schwerpunkts und der hohen Zugleistung ist der kompakt wirkende Schlepper auch für Hangarbeiten geeignet.

Der Wechsel zu Renault
Vier Jahre nach Produktionseinstellung bei Güldner kaufen die Vogels zunächst einen zweiten G 45 S. Der ist mit einem Baas-Frontlader Größe 3 ausgestattet. „Der war so stark, dass er den Schlepper aushob, wenn zu viel Mist auf der Gabel lag“, erinnert sich Karl-Friedrich. Die Familie hält an ihren beiden G 45 fest. Erst 1977 steht eine Neuanschaffung an. Karl-Friedrich: „Wir wollten mit einem Drei-Schar-Pflug die Leistung beim Pflügen steigern.“ Die 45 PS des Güldners reichen nur für den Zwei-Schar-Pflug aus, zumindest im schweren Boden des Roten Landes.
Jetzt ist es soweit: Karl-Friedrich und sein Vater wagen den Herstellerwechsel. Ihr ehemaliger Güldner-Händler Sagel aus Marsberg verkauft inzwischen Schlepper aus Frankreich. Gemeinsam mit dem Renault-Händler fahren sie los, um Referenzobjekte aus der französischen Fahrzeugschmiede zu begutachten. „Wir wollten die Schlepper im Einsatz sehen und mit den Besitzern sprechen“, erinnert sich Karl-Friedrich. Sie kaufen den Renault 651-4, mit 65 PS und Allrad. Die Renaults hatten bereits Anfang der 70er-Jahre komplett verglaste Kabinen und hydraulische Lenkungen. Dafür geben die Vogels den G 45 ohne Frontlader dran.
 

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Sammlerportrait Karl-Friedrich Vogel – Güldner und Renault
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