Hoffnungsträger

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Abschied von Pertinax
Die als Pendelachse ausgeführte starre Vorderachse wurde aus einem Rohr hergestellt und war in zwei Versionen erhältlich. Heinz Peiricks Lanz verfügt über eine Einzelradfederung. In dieser sind die Buchsen der Federlager im Original aus Pertinax gefertigt, einem Bakelit-ähnlichem Verbundwerkstoff aus Papier und Kunstharz. Heute werden sie großenteils verschlissen sein, und in Coesfeld wurden sie schon 1991 gegen um ein Vielfaches haltbarere Messingbuchsen ersetzt.
Auch Paul Wiethölter hat die Vorderachse am Lanz modifiziert. Das Modell verfügt über die einfachere, ungefederte Ausführung und er hat sich etwas Besonderes einfallen lassen. Im unteren Teil der Buchse, wo sie auf dem Teller der Radaufhängung aufliegt, hat Wiethölter ein entsprechend belastbares Nadellager (innen 300, außen 400 Millimeter) eingesetzt. „Die Lenkkräfte werden so erheblich verringert“, weiß er aus diesem Versuch zu berichten. Um das Lager nachhaltig gegen eindringenden Schmutz zu schützen, hat er zudem eine Kunststoffmanschette angepasst und mit Kabelbindern um die Kontaktstelle fixiert. Die beiden Fahrzeuge spiegeln die gegensätzlichen Enden der erhältlichen Varianten wider. Während in Havixbeck Paul Wiethölter einen rudimentären Lanz restauriert hat, zeigt in Coesfeld der D 1616 mit der Seriennummer 165500 aus dem Baujahr 1958, was bei Lanz an Ausstattungen möglich war. Als besondere Rarität verfügt er über eine der wenigen erhaltenen Lanzkabinen. Das formschöne Teil mit dem Planen-Dach ist ein echter Hingucker. Peirick dazu: „Ich habe noch keine Zweite gesehen.“ Viel häufiger sind die von Fritzmeier angebotenen Verdecke.

Besonderheiten der Hydraulik
Dazu hat er das ebenfalls lanzeigene Balkenmähwerk mit hydraulischem Ausheber. Die Hydraulik beim D 1616 weist einige Besonderheiten auf. Direkt am Block befindet sich ein kleiner Hebel, der in drei Stellungen eingerastet werden kann. In der ersten ist der Heber frei beweglich, in der zweiten wird er an der oberen Position arretiert und in der dritten Stellung ist die Heckhydraulik komplett gesperrt. Dazu befindet sich etwas versteckt unter dem Bodenblech rechts unterhalb des Blocks ein Hebel, an dem von Kraftheber auf Mähwerkshydraulik umgeschaltet werden muss (siehe Bild Seite 15). Diese verschiedenen Stellungen sollten bei einer Funktionskontrolle bedacht werden. Doch damit nicht genug:
In den meisten Fällen wird die Ölpumpe der Hydraulik nicht vom Motor, sondern vom Getriebe angetrieben. Sie befindet sich links vor dem Hinterrad. Aus diesem Grund kann die Ackerschiene nicht bei durchgetretener Kupplung angehoben werden. Um die Schiene auch bei getretener Kupplung oben zu halten, ist die oben erwähnte zweite Hebelstellung anzuwählen. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass die Einrichtung nicht für den Frontladereinsatz geeignet ist – der würde bei unterbrochenem Pumpenbetrieb absacken. Auch bei Lanz hatte man das bald erkannt und bot einen Nachrüstsatz an, mit dem die Hydraulikpumpe über einen Keilriemen direkt vom Motor betrieben werden konnte.

Vor dem ersten Start beachten
Vor der Inbetriebnahme eines neu erworbenen Lanz sollte in jedem Fall zunächst auf das Vorhandensein und den korrekten Sitz des sogenannten Funkensiebs geachtet werden. Es handelt sich um den Einsatz, der oben im mächtigen Auspuffrohr steckt – und bisweilen herausgenommen wurde, weil man sich dadurch eine Leistungssteigerung versprach.
So umstritten wie diese Leistungssteigerung ist, so unbestritten ist das Risiko, dass ohne Sieb tatsächlich Funken aus dem mächtigen Rohr kommen können. Auch Heinz Peirick war noch kürzlich Zeuge, als ein Bulldog auf einem Treffen Stroh in Brand setzte. Paul Wiethölters erster Ratschlag ist, unbedingt den recht umfangreichen Schmierplan regelmäßig abzuarbeiten: „Schon eine schlecht geschmierte Welle des Kühlerventilators kann Geräusche verursachen, die einen Motorschaden vorgaukeln.“ Apropos Geräusche: Mit Riemenwachs für Keilriemen kann lästiges Quietschen unterbunden werden. Dies ist allerdings mit dem Risiko verbunden, einen tatsächlich durchrutschenden Riemen nicht zu bemerken.

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Lanz D 1616
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