Da steckt mehr drin!

Einfach, ruhig, kraftvoll. Der Bautz AS 120 war in den 50er-Jahren das, was man unter dem idealen Kleinbauernschlepper verstand. Und doch unterschied er sich in so manchem Punkt von der Konkurrenz ... Von Peter Böhlke

 

Wer sich mit der Geschichte eines der erfolgreichsten Kleinschlepper der 50er-Jahre beschäftigen will, schaut sich am besten mehr als eine Entwicklungsstufe an. Schließlich ist der AS 120 knapp zehn Jahre lang gebaut worden. TRAKTOR CLASSIC besuchte zwei Besitzer mit unterschiedlichen AS 120:
Das im hessischen Gründau beheimatete Fahrzeug von Ingo Krieg ist ein seltener Vertreter der ersten Serie von 120ern. Im niedersächsischen Sulingen fährt Benjamin Osterholz einen AS 120, der schon zur zweiten Generation gehört – und damit die erfolgreichste Typvariante repräsentiert. 
 
Geboren im Preiskampf
Der Prototyp wurde im Juni 1950 auf der DLG-Ausstellung in Frankfurt präsentiert. Dafür hatten Monteure Tag und Nacht gearbeitet, sogar im Werk auf einfachen Matten geschlafen. Dass der auf einem Podest stehende Schlepper noch nicht fahrbereit war, merkte während der Messe niemand – einsatzfähige
AS 120 rollten schließlich erst ab Mai 1951 vom Band.
Obwohl es niemals ernsthafte Qualitätsprobleme gab, gehörten Bautz-Schlepper immer zu den preiswertesten Vertretern ihrer Klasse. Besonders, als Anfang der 50er-Jahre unter den Herstellern der Preiskrieg tobte. Der Schauplatz war das untere Leistungssegment, da wo es um die Erstausstattung der kleinen und mittleren Höfe ging. So las sich der anfangs von Bautz kalkulierte Kaufpreis für den als leichten Bauernschlepper ausgelegten AS 120 ausgesprochen günstig: Mit 3.750 D-Mark stand er im Angebot – laut Prospekt während der Vorserienfertigung von 12 Schleppern im Saulgauer Versuchsbau.
Der Preiskampf war aber bald ausgefochten. Nach zwei Jahren fanden sich die 12-PS-Schlepper von Bautz, Fahr, Kramer und Stihl auf ähnlichem Niveau wieder: Bei etwa 6.000 DM inklusive elektrischem Anlasser, Zapfwelle, Riemenscheibe und Mähantrieb (nur der Allgaier A 12 war mit rund 5.000 DM – allerdings ohne Anlasser – deutlich günstiger). Trotzdem hatte die ursprüngliche AS-120-Preisansage von unter 4.000 DM für das entsprechende Aufsehen gesorgt.
Die Geschichte der renommierten Firma begann bereits 1877, als Josef Bautz im allgäuischen Saulgau eine Hammerschmiede erstand. Bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fertigte man – überaus erfolgreich – Landmaschinen aller Art, hauptsächlich für die Wiesenwirtschaft.

Die Anfänge
Gras-, Getreide- und Bindemäher fanden soliden Absatz, nicht nur regional. 1939 begann man mit der Konstruktion eines eigenen Schleppers, der aber kriegsbedingt über das Stadium eines Prototyps nicht hinaus kam.
Durch die Schlepper der Firma Zanker aus Tübingen war Bautz die konstruktive Grundlagenarbeit für den Einstieg in den Schleppermarkt der Nachkriegszeit erspart geblieben. Den Zanker M1 vertrieb Bautz von 1949 bis 1951 unter der Bezeichnung B 14 AS.
Der neue, im Zweigwerk Großauheim bei Hanau gefertigte AS 120 war indessen eine komplette Neuentwicklung. Allenfalls in den Rundungen der Motorhaube mag der Betrachter noch ein paar Tübinger Gene entdecken.

Uni-Grün
Der AS 120 von Ingo Krieg ist ein originalgetreues Modell der ersten Generation, so wie die Schlepper 1951 und auch noch 1952 das Werk verließen: Äußerlich erkennbar an der dunkelgrünen Lackierung, in der der gesamte Schlepper gehalten ist. Gelbe Farbapplikationen kamen erst ab 1953 hinzu. Das gerasterte Kühlergitter bekam später eine Wabenform. Wer genau hinschaut, erkennt auch die angeschraubten Vorderachsschenkel, den Werkzeugkasten unter dem Sitz und die auf der Hinterachse verstellbaren Bremstrommeln. In späteren Jahren flossen Modifizierungen in die laufende Serie ein. Weshalb keine Ausstattungskontingente gelistet sind.

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Bautz AS 120
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