Frischer Wind - Lanz wird John Deere Folge 3

Die Übernahme der Heinrich Lanz AG durch den amerikanischen Branchenriesen schlug 1956 ein wie eine Bombe. Nach vierjähriger Durststrecke konnte man mit neuen John-Deere-Lanz-Schleppern ab 1960 endlich Marktanteile zurückgewinnen
Von Klaus Tietgens

 
Mit einer verfehlten Modellpolitik – Experimente mit unausgereiften Motoren in der kleinen und Festhalten am liegenden Einzylinder in der größeren Leistungsklasse – hatte sich die Heinrich Lanz AG in den 50erJahren in eine Sackgasse manövriert. Die 1956 erfolgte Übernahme durch John Deere sicherte den Fortbestand des Traditionsunternehmens, das vorerst jedoch mit weiter sinkenden Marktanteilen kämpfte. Harte Sparmaßnahmen bis hin zu Entlassungen treuer Mitarbeiter waren unausweichlich.

Den Verantwortlichen der Heinrich Lanz AG hatte sich längst offenbart, dass es sich bei den 1955 präsentierten Volldiesel-Bulldogs bestenfalls um eine Übergangslösung handeln konnte. Daher arbeitete man an einer Folgegeneration, welche die Vorteile des sogenannten Volldiesel-Prinzips – allen voran der günstige Kraftstoffverbrauch und die Laufruhe – in einer moderneren ­Bauform darstellen sollte.

Abschied vom Langsamläufer
Ab 1957 entstanden stehende Ein- und Zweizylin­der-Zweitaktmotoren, die sich mit Drehzahlen bis 2.500 U/min endgültig vom Langsamläufer-Prinzip verabschiedeten. Dazu befanden sich moderne Getriebe in der Entwicklung. Eine attraktive Bereicherung der Modellpalette versprach man sich vom Farmtrac, einem wahlweise allradgetrieben Leichtlastwagen mit 40 PS. Letztendlich fanden die Projekte jedoch nicht den Segen der amerikanischen Konzernzentrale. Der Erfolg eines – auch im Hinblick auf das gegebene Vertriebsnetz – vornehmlich auf die Landwirtschaft abgestimmten Lastwagens schien fraglich, und die Erprobung der stehenden Zweitaktmotoren verlief wenig zufriedenstellend. Außerdem strebte man an, die in den USA neu entwickelten Motoren auch in Mannheim zu nutzen. Diese waren ab 1960 verfügbar und Teil einer völlig umgekrempelten Modellpalette. Ähnlich wie Lanz war John Deere durch das Festhalten an veralteter Technik ins Hintertreffen geraten, schaffte die dringend erforderliche Umkehr jedoch aus eigener Kraft.

Was bisher bei John Deere geschah
Den Einstieg in den Schlepperbau hatte man – nach erfolglosen Versuchen im eigenen Hause – 1918 mit der Übernahme der Waterloo Gasoline Traction Engine Company besiegelt. Diese konnte in ihrer Ahnengalerie auf einen bereits 1892 von John Froelich konstruierten Schlepper verweisen, wenngleich sich größere Erfolge erst ab 1914 mit den unter dem ­Namen „Waterloo Boy“ bekannt gewordenen Typen eingestellt hatten. Mit Neuentwicklungen begegnete man in Waterloo ab 1923 dem Erfolg von Fordson und McCormick-Deering. Leichtere Schlepper kamen von 1937 bis 1946 aus dem Stammwerk Moline, Illinois und ab 1947 aus einer neuen Produktionsstätte in Dubuque, Iowa, etwa 90 Kilometer östlich von Waterloo.

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Neue John-Deere-Lanz-Schleppern ab 1960
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