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Die Flotte
Seitdem arbeitet der stellvertretende Ortslandwirt mit Renault-Schleppern. Eine Marke, deren Vertretung viele ehemalige Güldner-Händler übernommen haben. Gegenwärtig sind auf dem Hof drei Renaults im Einsatz: zwei mit Allrad- und einer mit Hinterradantrieb. Neben den Allradlern 110.14 und 133.14 arbeitet der dritte Renault des Typs 551 als Mädchen für alles. Das Zusatzgewicht vor der Vorderachse des Haus- und Hofschleppers ist ein Eigenbau von Karl-Friedrich und seinen Söhnen Tim und Robin. Alle drei Schlepper sind mit Wendegetriebe ausgestattet. Beim 551 war es als Sonderausstattung zu haben. Die beiden großen Schlepper haben 16 Gänge, jeweils vorwärts und rückwärts. Der 551 hat 12 Vorwärts- und 12 Rückwärtsgänge. Theoretisch sind sie in beiden Fahrtrichtungen gleich schnell.
„Der Renault 110.14 TS 16 hat ein relativ hohes Eigengewicht“, erklärt Karl-Friedrich. Er wiegt mit Frontlader 6.300 Kilogramm. Eine alte Überlieferung fordert ein Verhältnis von einem Zentner
(50 Kilogramm) pro PS. Sonst kann der Schlepper seine Leistung mangels Bodendruck nicht auf den Acker bringen. „Verteilen sich 100 PS auf 126 Zentner, braucht man bei diesem Franzosen keine Sorge zu haben.
 
Kein Fuhrpark ohne Güldner
Ein Fuhrpark ohne einen Güldner kommt für Karl-Friedrich nicht in Frage. Der Landwirtschaftsmeister hat mit seinen Güldnerfreunden einen G 75 A restauriert: „Es war unser erstes Restaurierungsobjekt.“ Freunde helfen beim Restaurieren. Der G 75 ist das Flaggschiff der roten „Gold“-Flotte aus Aschaffenburg. 75 PS stellt der Sechszylindermotor 6L79 dem Fahrer zur Verfügung – und verlangt nach hohen Drehzahlen. Güldner empfiehlt auf dem Acker „annähernd volle Motordrehzahl, höchstens 100 bis 200 U/min unter Höchstdrehzahl“. 
Im ersten Modelljahr ist der Spitzenschlepper mit dem Getriebe T-318 I ausgestattet. Es hat acht Vorwärts- und vier Rückwärtsgänge, einzulegen über die Lenkradschaltung. Optional können vier Kriechgänge vorwärts und zwei Kriechgänge rückwärts geordert werden. Ab März 1967 baut Güldner eine aufwändigere Version des Getriebes ein, das T-318 II.

Revolution mit neuem Getriebe
Das neue Getriebe ist für die späten 60er- Jahre revolutionär. Es hat in zwei Vorwärtsgruppen und einer Rückwärtsgruppe jeweils sechs Gänge. Hinzu kommen optional sechs Kriechgänge, vier vorwärts, zwei rückwärts. In der Endsumme sind das 24 Gänge. Bei den Vorwärtsgruppen wird nicht mehr zwischen Straße und Acker unterschieden, sondern zwischen Normal- und Zwischengruppe. Jeder Gang kann durch das Betätigen des Gruppenhebels vom Normalgang auf den Zwischengang um 20 Prozent untersetzt werden. Die Kriechgänge sind in jeder Gruppe die ersten beiden Gänge, inklusive der Zwischengänge.
Beim T 318-II erfolgt das Einlegen des ersten und zweiten Ganges per Bolzenschaltung, die Gänge darüber sind synchronisiert. Bei dem neuen 12-Gang-Getriebe darf auch während der Fahrt zwischen Normal- und Zwischengruppe geschaltet werden. Güldner hat die Gruppenwahl auf den oberen, kürzeren Schalthebel unter dem Lenkrad platziert. Die sechs Gänge werden mit dem unteren Schalthebel bedient. Das Schalten der engen Kulisse erfordert Sensibilität. Der Fahrer muss nicht einmal ungeübt sein, um sich zu verschalten. Es reicht, wenn er von einem Schlepper mit anderer Schaltkulisse umgestiegen ist. Dann kann es schon mal passieren, dass der Schlepper während der Gangsuche wieder zum Stehen kommt. Der G 75 A ist mit einer ZF-Spindel-Hydro-Lenkung des Typs 7409 ausgestattet. Bei der Allradversion sind Vorspur und Sturz der Vorderräder auf null Grad eingestellt. Die Folge: Der Schlepper läuft nicht von alleine geradeaus. Der Fahrer muss den Geradeauslauf bewusst steuern. Dafür reichen jedoch im Prinzip zwei Finger am Lenkrad.
 

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Sammlerportrait Karl-Friedrich Vogel – Güldner und Renault
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