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Schnauze: Bruchempfindlich
Anderes gilt für die frühen Kühlergrillschnauzen. Sie wurden nur bis 1950 aus Guss gefertigt, alsdann übernahmen Aluminiumalternativen die Frontabdeckung. Im täglichen Einsatz erwiesen sich die schweren Gussteile als zu bruchempfindlich bei den diversen Stupsern im Alltagsbetrieb, weiß der Westfale. Die Originale aus Guss sind heute entsprechend selten. Franz wurde 2005 eine Nase für 5.000 Schweizer Franken angeboten. „Gott sei Dank sind meine noch perfekt, und ich achte drauf, dass das auch so bleibt“. Auch die Technik hatte es in sich. Selbst die Kurbelwellen mit Ölbohrungen zur Schmierung der Lagerschalen fertigte man selbst, und die Ventile wurden zur Steigerung der Haltbarkeit ohne Leistungseinbußen von jeweils zwei Federn gehalten. Die technischen Spezialitäten gingen bis ins Detail. Der Spaltölfilter beim D 100 bestand aus Aluminium und war etwas ausgestellt angebracht.

Er war zudem mit Rippen versehen, damit er gleichzeitig als Ölkühler diente. Selbst für die Handbremse war ein eigenes Patent angemeldet, das sich auf die optionale Einzelradanwendung des Bremshebels bezog. Die Bremsen waren ein weiteres Thema, bei dem sich Hürlimann etwas einfallen ließ. Um den gebirgigen Regionen der Schweizer Heimat Rechnung zu tragen, galt eine leistungsfähige Verzögerungsanlage als unerlässlich. Da die Hürlimann-Schlepper der frühen Nachkriegsjahre auf Vorderradbremsen verzichteten, wurde ein Weg gefunden, Bremskraft rein über die Hinterräder ­zu ­generieren. Schon in den ersten Nachkriegs-Modellen arbeiteten überdimensionierte Bremstrommeln, die den größten Teil der ­Felge ausfüllten. Beim D 100 haben die Beläge einen Durchmesser von 480 Millimetern und sind ganze 70 Millimeter breit.

Besonderheit Motoregge
Der ganze Stolz von Franz Holznienkempers D 100 aber ist die Motoregge – natürlich ein Patent der Schweizer und in der Schlepperwelt einzigartig. Bei dem Gerät, das Hürlimann schon 1940 anmeldete, handelt es sich um die Verwirklichung der Idee, mit dem Seitenantrieb des Mähwerkes eine kombinierte Pflug-Egg-Funktion für leichte Böden zu realisieren. Entsprechend einfach ist die Handhabung, auch wenn Gewicht und Dimensionierung der Mechanik natürlich erheblich sind. Auch die Leistung und das Gewicht des Schleppers müssen darauf abgestimmt sein – das ist nichts für leichte Pflegetraktoren. Eine Reihe von festen Metallzinken ist senkrecht angeordnet und werden – wie beim Mähwerk – über den Antrieb hin und her bewegt. Auf Grund guter Erfahrungen und Verkaufserfolge wurde die Motoregge bis in die 70er-Jahre angeboten. In der Spitzenversion erreichte sie eine Arbeitsbreite von drei Metern.

Weiter zum D 50
Der Stromberger D 50 ist mit dem Originalbalkenmähwerk ausgestattet, das heute noch tadellos arbeitet, denn eigentlich lag der Ursprung bei Hürlimann natürlich in der Grünlandbewirtschaftung. Die Holzstange zur Kraftübertragung sieht etwas unterdimensioniert aus, wurde aber von den Konstrukteuren bewusst als Sollbruchstelle ausgelegt. „Damit konnte eine Beschädigung der anderen Gerätebestandteile weitgehend vermieden werden, wenn die Schneide an einem Hindernis festlief“, so Franz. Die Anbaugeräte wurden über den Seitentrieb bewegt, der bei den frühen Modellen links am Getriebe angeflanscht war. Auf Grund dieser besonderen Konstruktionsweise liegt die Riemenscheibe vor dem Hinterrad und läuft quer zur Fahrtrichtung. Als Besonderheit haben beide Modelle schließlich die massiven Hinterradkotflügel, die bei den ansonsten reichhaltig ausgestatteten Fahrzeugen seinerzeit als Zusatzausstattung zu ordern waren.

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