Schweizer Klasse

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Die fahrende Patentsammlung
„So ein Hürlimann ist eigentlich eine fahrende Patentsammlung“, sagt Franz Holznienkemper. Eine genauere Betrachtung zeigt, wie recht er hat. Schon der älteste Schlepper des Strombergers, eben ein D 100 aus dem Jahr 1948, verfügt wie alle anderen über die schon vor dem Krieg (1938) patentierte Ganzrank-Lenkung (in der Schweiz wird mit dem Wort „Rank“ eine „Wegkurve“ bezeichnet). Sie erlaubt je nach Ausführung Lenkeinschläge bis zu 85 Grad und damit eine beispiellose Wendigkeit. Der Wendekreis fällt nicht größer als die Fahrzeuglänge. Das Prinzip arbeitet mit einer Art mittig angebrachtem Dreieckslenker und ohne durchgehende Spurstange. An dem Mittelstück verschränkt sich der von links – über die Lenkstange – kommende Teil gegen das zum rechten Rad führende Ende.

Die Lenkungen haben sich so bewährt, dass sie auch in den folgenden Modellen bis in die 70er-Jahre hinein verbaut wurden. Gefertigt wurden die dazu benötigten Teile im eigenen Haus. Die Gießerei in Wil muss ausgiebig zu tun gehabt haben, denn bei Hürlimann hielt man nicht nur eine große Fertigungstiefe für angemessen, sondern stellte viele Teile aus Guss her.

Das „verrückte“ Gaspedal
Das begann beim D 100 mit dem Gaspedal, das nach einem Patent von 1940 zudem links angebracht war. Rechts befand sich ein kombiniertes Brems- und Kupplungspedal. Die Bedienung war gewöhnungsbedürftig. Halb getreten wurde ausgekuppelt, während das durchgetretene Pedal die Bremsfunktion aktivierte. Hans Hürlimann war der Meinung, dass diese Anordnung eine ruhigere Fahrt ermöglichte, da man mit zwei Füßen auch nur zwei Pedale zu bedienen hatte. Erst gegen Ende des Jahres 1950 ging man hiervon ab, und in der Folge sind die Pedale später oft nachträglich umgebaut worden.

Spurensuche
In Stromberg erfreut sich Franz an unverbauten Originalen. Das gilt auch für seinen Kleinen, bei dem als Erstzulassung das Jahr 1953 in den Unterlagen steht. Doch der D 50 wurde nur bis 1952 gebaut, was nach Holznienkempers Erfahrungen nicht wirklich verwunderlich ist: „Oft sind die Bauern damit schon gefahren, bevor sie ihre Schlepper offiziell anmeldeten.
Das geschah erst, wenn ein relevanter Einsatz auf öffentlichen Straßen notwendig wurde.“ Der D 100 dürfte aber auf jeden Fall nicht nach Ende 1950 gebaut worden sein, denn die (nicht nachträglich umgebaute) Pedalerie für Gas und Bremse ist im traditionellen Hürlimann-Stil angeordnet – während beim D 50 die Pedale schon wie heute üblich verbaut sind.
Aus Guss ist auch der Auspuff, wobei der Vierzylinder des D-100-Motors nur drei Ausgänge erkennen lässt. Die mittleren Zylinder teilen sich ein gemeinsames Rohr. Der unverwechselbare Topf sieht nicht nur aus wie für die Ewigkeit gebaut, er ist es auch.

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