Rassiges Rundstück

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Kurzlebiger „Hydrostop“
Die Verbindung zwischen Motor und Getriebe stellt eine Einscheiben-Trockenkupplung her, die Zapfwelle wird gemeinsam mit dem Fahrantrieb ein- und ausgekuppelt. Ein prägendes Detail seiner größeren Markenbrüder wurde dem Junior anfangs vorenthalten, jedoch ab Ende 1958 serienmäßig in den hochwertigeren Ausführungen verbaut: Eine hydraulische Strömungskupplung hielt Stöße vom Triebstrang fern und ermöglichte das Anfahren unter Last in jedem Gang.

Von außen gibt sich dieses Ausstattungsmerkmal anhand der mit runden Deckeln verschlossenen Wartungsöffnungen im Kupplungsgehäuse zu erkennen. Die Strömungskupplung ging einst eine vorteilhafte Symbiose mit einer weiteren von den Porsche-Konstrukteuren ersonnenen Bedienungserleichterung ein: Mittels der sogenannten „Hydrostop“-Einrichtung ließ sich der Schlepper von einer nebenhergehenden Bedienperson anfahren, anhalten und lenken.

Ermöglicht wurde dies durch ein ans Heck verlegtes Hebelwerk und eine zum linken Kotflügel verlängerte Lenksäule. Das dazugehörige markante Einspeichenlenkrad wurde zum Vorbild für ein neues Markenlogo. Als die Verladung des Erntegutes vielfach noch von Hand erfolgte, erleichterte diese Technik die Arbeit nicht unwesentlich. Heute ist sie nur noch selten anzutreffen, da moderne Erntetechniken das häufige Verlassen des Fahrersitzes später erübrigten. 

Kurze Blüte
Dem Junior gelang es einst tatsächlich, die Massen zu motorisieren, doch währte seine Blütezeit allzu kurz. Gut zwei Drittel der insgesamt 25.000 Exemplare wurden in den ersten beiden vollen Verkaufsjahren 1958 und 1959 abgesetzt. In diesen Jahren wurden in Deutschland jeweils mehr als 25.000 Schlepper der Leistungsklasse von 13 bis 17 PS neu zugelassen. Porsche-Diesel profitierte davon, dass einige Anbieter hier noch nicht bzw. nur mit teureren oder veralteten Modellen vertreten waren.

1960 schlug das Schicksal dann gleich doppelt zu. Die fortschreitende Technisierung und Rationalisierung auch kleiner Betriebe erforderte stärkere Schlepper, so dass die Nachfrage in den unteren Leistungsklassen rapide zurückging. Außerdem hatten die Boomjahre inzwischen alle größeren Hersteller auf den Plan gerufen. Vor allem Marktführer Deutz erschwerte dem Junior mit seinem D 15 zunehmend das Leben.

In diesem veränderten Marktumfeld kämpften alle Konkurrenten mit rückläufigen Stückzahlen. Der Marktanteil des Junior sank im fraglichen Segment binnen zwei Jahren zudem von 23 auf 13 Prozent, was einer Drittelung der Verkaufszahlen gleichkam.

Umfassende Modellpflege
Porsche-Diesel gelang es mangels moderner Konstruktionen zunächst nicht, den Rückgang in der unteren Leistungsklasse durch steigende Verkäufe in der nunmehr boomenden Mittelklasse abzufangen. Die 1960/61 ins Rennen geschickten Neuerscheinungen Standard T, Standard Star und Super Export mit Leistungen von 20 bis 35 PS konnten das Blatt vorübergehend wenden, sahen sich aber bereits 1962 wiederum starkem Konkurrenzdruck ausgesetzt.

Daneben spielte der ­Junior im Verkauf nur noch eine Nebenrolle, obwohl er Anfang 1961 von einer umfassenden Modellpflege profitiert hatte. Wie bei allen Motoren in Tunnelbauweise wurde die Bohrung auf 98 Millimeter erweitert, womit der Hubraum auf  875 Kubikzentimeter und die Leistung auf 15 PS wuchsen. Analog zum nunmehr knapp 0,9 Liter betragenden Hubraum eines Zylinders lautete die neue Motorenbezeichnung F 109 und übertrug sich auch auf die technische Bezeichnung des Schleppers.  

Neue Haube für neuen Motor

Flankierende Maßnahmen waren ein vergrößerter Einlasskanal mit rundem statt rechteckigem Querschnitt zur Verringerung des Ansaugwiderstandes, eine ge­gossene Einheit aus Zylinderkopf und Ventilschale sowie eine lastabhängige Spritzverstellung der Einspritzpumpe. Mit diesen Veränderungen wurde die Laufruhe merklich verbessert.

Kurz nach Einführung dieses sogenannten „Flüstermotors“ wurden die normalspurigen Junioren mit kurzem Radstand auf eine neue Motorhaube umgestellt. Diese gab sich von vorne an einem größeren Kühllufteinlass zu erkennen, war gegenüber der alten Ausführung breiter und öffnete nicht mehr nach hinten, sondern nach vorne.

In dieser Form verblieb der Junior bis zum Ende des Friedrichshafener Schlepperbaus im Juli 1963 im Programm. Wer sich den kleinen Porsche heute zulegt, erwirbt nicht nur einen soliden Kern in schöner Schale, sondern auch ein Denkmal des deutschen Schlepperbaus.

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Rassiges Rundstück - Text und Fotos: K. Tietgens
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