Rassiges Rundstück

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Begehrter Kraftheber
Von der Seite des Anwenders näherte sich Hermann Ahlhorn der Marke, als sein Großvater 1967 einen gebrauchten Junior für die heimische Nebenerwerbslandwirtschaft beschaffte. Der Schlepper befindet sich bis heute im Familienbesitz, wurde von seinem Besitzer jedoch zwischenzeitlich umfassend restauriert und durch eine interessante Zusatzausstattung aufgewertet.

Nur wenige Exemplare verfügen über das gegossene Frontgewicht, das die Vorderachse auch beim Anbau schwerer Geräte am Heckhubwerk am Boden halten soll. Über den Kraftheber verfügte der Junior bereits, als er auf den Hof der Ahlhorns kam – ein einst teures und für Kleinschlepper daher keineswegs selbstverständliches Extra.

Kraftheber zur Nachrüstung
In der Szene gilt Hermann Ahlhorn als ausgemachter Kenner der Materie und war daher auch der richtige Ansprechpartner für Heinz-Christel Ahrens, der beabsichtigt, sein Exemplar mit einem Kraftheber aufzuwerten. Er konnte dem Gleichgesinnten das begehrte, einst von der Firma Eckerle exklusiv für Porsche-Diesel gefertigte Bauteil nebst der seltenen, rechts- statt wie bei den meisten Anlagen linksherum rotierenden Hydraulikpumpe besorgen.

In zerlegtem Zustand harrt der Kraftheber inklusive seines beeindruckend verschlissenen Ölfilters nun der Restaurierung nebst anschließender Montage.

Konkurrenz im eigenen Haus
Das sonst so sehr auf rationelle Fertigung bedachte Unternehmen leistete sich während seines gesamten Bestehens den Luxus zweier verschiedener Motorenbaureihen. Nur mit zwei Zylindern gab es den auf einem Leichtmetallgehäuse aufbauenden AP-Motor, der 1950 im Allgaier AP 17 sein Debüt erlebt hatte und je nach Ausführung 16 bis 26 PS leistete.

Daneben standen seit 1952/53 ein- bis vierzylindrige Motoren mit in Tunnelbauweise ausgeführtem Block im Programm, die während ihrer Produktionszeit mit Leistungen von 12 bis 50 PS erhältlich waren. Letztere Baureihe erfuhr mit Einführung des Junior und seiner größeren Brüder Standard, Super und Master eine Überarbeitung.

Durch längere Öffnungszeiten des Einlassventils wurde die Spülung des Brennraumes verbessert, außerdem wurden Form und Volumen der Wirbelkammer optimiert. Dank dieses sogenannten „Porsche-Optima-Verbrennugsverfahrens“ (POV) stieg die Leistung bei unveränderter Drehzahl um rund 15 Prozent – und beim Einzylinder mit geringfügig von 2.200 auf 2.250 U/min heraufgesetzter Nenndrehzahl sogar um fast 17 Prozent von 12 auf 14 PS.

Der Hersteller versprach, dass diese Leistungssteigerung nicht mit einem erhöhten Kraftstoffverbrauch einhergehe. Leider liegen keine offiziellen Messungen vor, die diese Zusage überprüfen. Fest steht, dass der alte 12-PS-Motor mit einem spezifischen Verbrauch von 225 g/PSh unter Vollast nicht zu den sparsamsten seiner Klasse zählte. Eine Füllung des 22,5-Liter-Tanks reicht dennoch für mehr als zehn Stunden. 

Überschaubare Kosten
Geringe Betriebskosten zählen zu den nicht zu unterschätzenden Vorteilen kleiner „Bauernschlepper“ der 1950er- und 1960er-Jahre. Vergleichsweise niedrig fallen im Fall der Fälle auch die Reparaturkosten aus. So war Heinz-Christel Ahrens nicht unglücklich darüber, dass er am stark verschlissenen Motor nur einen Zylinder instandzusetzen hatte.

So benötigte er nur einen Kolben der „halben“ Übermaßstufe mit 95,5 statt ab Werk 95 Millimetern Durchmesser, und es waren nur ein Zylinderrohr entsprechend aufzubohren und zu honen und eine Einspritzdüse mit neuem Einsatz zu versehen und auf den geforderten Abspritzdruck von 150 bar zu justieren.

Auch die Lager der Kurbelwelle mussten geschliffen und mit neuen Lagerschalen versehen werden, doch sind beim Einzylinder glücklicherweise nur zwei Hauptlager und ein Pleuellager vorhanden. Mit rund 500 Euro schlug deren Instandsetzung dennoch zu Buche. Die übrigen Arbeiten am Motor beschränkten sich auf die beinahe obligatorische Zerlegung in alle Einzelteile und die Abdichtung diverser Ölleckagen.

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Rassiges Rundstück - Text und Fotos: K. Tietgens
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