Hummel-Allradschlepper Duplo-Trac A9

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Außer Konkurrenz
Bei aller Schwärmerei für den wendigen Hummel bleibt für den jetzigen Besitzer dennoch ein wesentlicher Teil im Dunkeln verborgen: die historische Einordnung des A9 in die Firmengeschichte. Versucht man auf dem Weg der Internetrecherche etwas über den Weinbergschlepper herauszufinden, dann führt der Weg unweigerlich zu Dietmar Kolbs Hummel-Schlepper-Homepage: www.hummel-schlepper.eu

Kolb selbst war von 1961 bis 1965 vier Jahre lang im Unternehmen Ludwig Hummel tätig. Aber erst 40 Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen begann er, sich für die Firmengeschichte zu interessieren. Seitdem hat er etliche Zeitzeugen und ehemalige Kollegen befragt und anhand seiner noch vorhandenen Unterlagen eine geschichtliche Chronologie aufgestellt – die einzig verlässliche Firmengeschichte, die es bisher gibt.

Was die historische Spurensuche enorm erschwert hat – und heute noch schwierig macht – ist die Tatsache, dass bei der Auflösung der Firma Hummel sämtliche Unterlagen in Papierform im Keller der Gießerei verbrannt wurden. Hinzu kommt, dass mittlerweile viele Zeitzeugen verstorben sind und so die noch fehlenden Informationen aus erster Hand schlicht und ergreifend fehlen.

Im Gespräch mit dem Spurensucher kommt man der Hummelgeschichte dennoch etwas näher: „Die Duplo-Tracs wurden vor allem in Weinbau-, Hopfen- und Plantagengebiete verkauft – viele wurden nach Spanien geliefert, ins Elsass, in die Pfalz und auch in die Niederlande. Speziell für die endlosen Plantagenreihen und engen Wingertzeilen sind die Schlepper damals gebaut worden.

Auch bei uns, in der Region Südbaden, die quasi fast nur aus Weinbergen besteht, wurden diese Schlepper für den regionalen Gebrauch konzipiert. Man kann also schon sagen, dass sie in erster Linie Weinbergschlepper waren.“ Dementsprechend wurden viele Hummelschlepper mit Allradantrieb und fein abgestuften Getrieben ausgestattet.

Je nach Typ und Motorisierung waren bis zu 16 Gänge möglich, was für die damalige Zeit schon recht viel war. In der entsprechenden Motorisierung waren diese Geräte äußerst geländegängig und dank ihrer Knicklenkung sehr wendig. „Sie konnten mit einem Innenradius von rund 110 Zentimetern drehen. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass sie fast auf der Stelle wenden“, erklärt Kolb heute noch begeistert.

Mit Sitzkomfort
Zunächst konzentrierte sich der Vertrieb auf Südbaden und Baden und machte den damaligen Mitbewerbern Holder (aus Metzingen am Fuß der Schwäbischen Alb) und Schanzlin (aus Weisweil am Kaiserstuhl) keine große Konkurrenz. Das Programm der Firma Hummel bestand bis in die 1950er-Jahre hinein nur aus Einachsschleppern.

Diese hat man dann irgendwann einmal mit einer Schleppachse versehen: eine Verlängerung des Schleppers, hinten mit zwei kleinen Rädchen und mit einer Sitzschale obendrauf. Das war etwas Neues, denn hinter den üblichen Einachsern musste man bis dato herlaufen – auf dem Hummel konnte man sitzen!

Aus dieser Schleppachs-Konstruktion wurde dann 1955 der Typ HA 56 entwickelt, der bereits eine angetriebene Hinterachse hatte. Damit begann der Werdegang vom Einachser über den Einachser mit Schleppachse zum allradgetriebenen Knicklenker. Bis der erste A9 produziert wurde, dauerte es nur weitere zwei Jahre – 1957 war es soweit.

Insgesamt wurde er elf Jahre lang gebaut. Spätestens 1965 erfuhr der Duplo-Trac eine leistungsorientierte Weiterentwicklung: Ursprünglich verfügte das Getriebe über sechs Vorwärtsgänge und zwei Rückwärtsgänge, jetzt wurde es auf neun Vorwärts- und drei Rückwärtsgänge erweitert.

Dem damaligen Standard entsprechend war die A9-Serie mit zwei unabhängigen Bremssystemen ausgestattet: Eines bestehend aus Fußlenk- und Handfeststellbremse mit Wirkung auf die beiden Vorderräder, das andere bestehend aus einer auf die beiden Hinterräder wirkenden Handfeststellbremse.

Das Verzögerungssystem hatte al­lerdings so seine Tücken – speziell die Vorderradbremse, die bei Betätigung im falschen Moment den Knickschlepper schon mal zum Umkippen bringen konnte.

Antriebstechnisch war der Hummel ein kleiner Kraftprotz, der es auch mit Steillagen aufnehmen konnte. Mitzners Modell hat einen luftgekühlten Sachs-Zweitaktmotor mit einem Zylinder und 12 PS. Wahlweise waren luftgekühlte Viertakter verfügbar – ab 1960 ein MWM-Zweizylinder mit 20 PS sowie ab 1962 ein zunächst 12 und später 14 PS starker italienischer Slanzi-Einzylinder.

„Die Ausführung mit 12-PS-Sachs-Motor war derjenigen mit 20-PS-MWM-Motor in punkto Geländegängigkeit mindestens ebenbürtig“, ist sich Kolb sicher und stellt fest: „Heute noch, nach fast 50 Jahren, haben diese Schlepper eine enorme Zugkraft. Sie packen sogar Steillagen ohne Probleme. Es gibt noch recht viele Exemplare, die nahezu täglich im harten Dauereinsatz sind.“

Von Daniela Trauthwein

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Hummel-Allradschlepper Duplo-Trac A9 - Fotos: Daniela Trauthwein
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