Hoffnungsträger

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Pflegeaufwand: ordentlich!
Dieser kurze Abriss nimmt für den D 1616 – stellvertretend für die ganze Baureihe der Volldieselmodelle – ein wesentliches Charakteristikum vorweg. Bei all seiner Zuverlässigkeit und unbestritten sorgfältigen Verarbeitung ist er in der Bedienung und Wartung vergleichsweise aufwändig  – wobei letztere auch noch wichtiger ist als bei vielen anderen Marken. Besondere Aufmerksamkeit ist dabei der Schmierung des Drehmomentreglers und Einspritzpumpenantriebs zu widmen. Eindringende Feuchtigkeit kann hier unbeobachtet korrosiv tätig werden und erheblichen Schaden anrichten. Nicht ohne Grund spendierten die Konstrukteure zur Ölversorgung des vor dem Pendelanlasser liegenden Gehäuses einen eigenen kleinen Einfüllstutzen. Der befindet sich linksseitig direkt neben dem Kühler.
Zwar verzeichnete Lanz bis Mitte der 50er-Jahre noch beeindruckende Erfolge mit seinen Produkten, hatte da jedoch schon zu lange an seinem Motorenprinzip festgehalten. Im Wettbewerb setzten sich zunehmend andere Hersteller mit moderneren Motoren durch. Und auch wenn die kleinen Volldiesel noch heute für ihre Sparsamkeit bekannt sind, lastete auf ihnen damals ein zu großes Manko in Sachen Fahrkomfort und Handhabung. Aber gerade das macht sie ja heute wieder so interessant – um einen Lanz muss man sich eben kümmern! 

Versionenvielfalt
Im Jahr 1956 übernahmen die Amerikaner von John Deere die Aktienmehrheit bei Lanz, was in einem ersten Schritt dazu führte, dass ab September 1958 die Bulldogs nicht mehr in blau-roter Lackierung, sondern in Grün-Gelb ausgeliefert wurden. Technisch änderte sich zunächst nichts, und der D 1616 wurde noch bis 1960 gebaut. Neben den Farbvarianten gibt es noch zwei Versionen, die sich äußerlich in der Länge der Hauben unterscheiden, wobei bei der längeren Ausführung die Frontgewichte unter der Haube Platz fanden. Rund drei Viertel aller Exemplare entfallen auf die bis 1957 gebaute Kurzversion, bei der Gewichte oberhalb des Zugmauls installiert werden konnten.

Bewährte „Lanz-Lebigkeit“
Der Langlebigkeit der Lanz-Volldieselreihe ist zu verdanken, dass ein vergleichsweise hoher Anteil der damals gebauten Einheiten heute noch existiert. Die Verfügbarkeit gebrauchter Fahrzeuge ist daher ausreichend, zumal eine ganze Serie größerer Brüder des D 1616 zur Wahl steht. Preisgünstige Restaurationsobjekte werden aus den vorgenannten Gründen aber selten anzutreffen sein. Die Ersatzteillage gibt keinen Anlass zur Sorge. Eine ganze Reihe von Quellen steht zur Verfügung und mannigfaltige Nachfertigungen sind erhältlich, wie dies nur bei wenigen Marken in dieser Vielfalt zu beobachten ist. Man findet außerdem viele potentielle Partner für professionelle Instandsetzungen. Denn einen Bulldog zu restaurieren, ist vergleichsweise anspruchsvoll.
Der Motor ist zwar im Prinzip einfach konstruiert, die Gesamtmaschine jedoch mit restaurierungstechnischen Tücken versehen. Nächster Wermutstropfen: Das Ganze hat seinen Preis, die Ersatzteillage ist gut, aber nicht unbedingt preisgünstig.

Viel interessanter Anhang
Weil Lanz zu seiner Zeit als Komplettanbieter auch eine Reihe von landwirtschaftlichen Geräten anbot, gibt es für den Sammler die interessante Möglichkeit, an seinem D 1616 verschiedenste Einsatzmöglichkeiten zu testen. Unter den Bauern wie den Fachleuten hieß und heißt es: „Ein Bulldog muss arbeiten.“ In die Gegenwart übertragen ist darunter zu verstehen, dass die Schlepper aus Mannheim regelmäßig bewegt werden sollten. Denn mehr als anderen Fahrzeugen schadet den robusten Bulldogs eine lange Standzeit.
Bodo Wistinghausen
 

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Lanz D 1616
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