Der Lanz-Rivale aus Hannover

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Eher war er in einer Linie mit den Hanomag-Baureihen RL und SS zu sehen – einfacher in der Ausführung und dank großer Bereifung und Differenzialsperre etwas geländegängiger. Mit einer Zugkraft von 22 Tonnen sowie der Möglichkeit, das Fahrzeug mit einem Schnellganggetriebe und einer Druckluftbremsanlage auszurüsten, wurde deutlich, wo sein stärkstes Einsatzgebiet lag – im Transport. Eine gefederte Vorderachse sowie das Dach mit Frontscheibe und Scheibenwischer passten gut dazu. Auch der vollständig verkleidete Motor und die ausladenden Kotflügel waren bezeichnend.

Simpel und robust musste er sein

Der Hanomag R 40 war trotz der oben aufgeführten Ausstattungsmerkmale schlicht und geradlinig aufgebaut. Robust und langlebig sollte er sein, dazu simpel konstruiert und einfach zu bedienen. Das fing schon mit dem Motor an. Das satte Drehmoment schöpfte der wassergekühlte Reihenvierzylinder (Motor D 52) aus fast 5,2 Litern Hubraum (Motor D 52) und brauchte selbst für seine Nennleistung von 40 PS nicht mehr als 1.200 Umdrehungen pro Minute.  Erhebliche Leistungssteigerungen über Erhöhungen der Motordrehzahl sollten den Maschinen nicht gut bekommen, was insbesondere der nur dreifach gelagerten Kurbelwelle zugeschrieben wurde.

Die unter anderem in der Straßenzugmaschine SS 60 verwirklichte Einstellung auf 60 PS bei 1.600 Umdrehungen pro Minute markiert daher die Obergrenze für den D 52 – und gibt zugleich Auskunft über die schiere Unzerstörbarkeit der 40-PS-Version. In der Grundausstattung erfolgte der Vortrieb über ein im Entwurf von der Breslauer Firma FAMO übernommenes, unsynchronisiertes Fünfganggetriebe (siehe Seite 19). Bedingt durch den bekannten Energie- und Rohstoffmangel der Kriegsjahre war der R 40 zwischen 1943 und 1945 mit Holzgasgenerator zu haben.

Ebenfalls aus den frühen Jahren stammten Versionen mit Eisenbereifungen, die heute besonders selten sind, da sie zumeist in den folgenden Nutzungen nach dem Krieg auf Luftreifen umgerüstet worden sind. Nach dem Krieg wurde die Produktion nur für wenige Monate unterbrochen. Zwar befahl die britische Besatzungsmacht die Zerstörung zahlreicher Anlagen, doch die „zivilen“ Bereiche blieben erhalten und durften ab Juli 1945 wieder die Fertigung von Ackerschleppern und Straßenzugmaschinen aufnehmen. Mit diesem „Frühstart“ erarbeitete sich der Hanomag R 40 auch im deutschen Wiederaufbau und der aufkommenden Mechanisierung der Landwirtschaft seine Verdienste – so wie bei den Löhrings in Westfalen. Seine Attribute machten ihn wie geschaffen für  Lohnunternehmer. Seine souveräne Zugleistung konnte er nicht nur vor angehängten Lasten auf der Straße oder bei der Feldernte ausspielen:


Zugkräftig und standfest
Im Fußraum gab es eigentlich nur einen Hebel. Die Getriebezapfwelle konnte damit ein- und ausgeschaltet werden. Über sie liefen denn auch die meisten der Funktionen, für die ein R 40 seinerzeit eingesetzt wurde. In Verbindung mit der optional nachrüstbaren Seilwinde war der Hanomag damit auch in der Forstwirtschaft in seinem Metier. Haupteinsatzgebiet war und blieb der Betrieb von Stationärgeräten wie eben beispielsweise einer Dreschmaschine. Bernhard Löhrings Hanomag zeigt am Heck die mächtige Riemenscheibe als einzig erforderliche Zusatzausstattung. Der 80-Jährige kann die hohe Belastungsfähigkeit der Maschine und deren Zuverlässigkeit denn auch persönlich bestätigen.

Gerne zeigt der ehemalige Lohnunternehmer eine kleine Plakette an seinem früheren Arbeitsgerät, die seinem Hanomag eine fehlerfreie Zeit von 10.000 Betriebsstunden attestiert. „Früher waren die Hersteller eben noch stolz darauf, wie wenig Reparaturen ihre Geräte brauchten. Heute würden die sich wahrscheinlich eher ärgern, so lange keine Ersatzteile verkauft zu haben,“ so das Fazit des Ruheständlers. Spricht‘s, steigt auf seinen blauen Schlepper, startet ihn wieder in Sekundenschnelle und fährt ihn zurück in den Schuppen.

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Alle Fotos: Bodo Wistinghausen
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