Das große Sechs mal Sechs

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Neben diesen ­Details suggerierten auch Pedale und Tränenbleche am Fahrerplatz, dass hier tatsächlich ein Schlepper mit kaum 5.000 Betriebsstunden zum Verkauf stand – und dann dieses Verdeck! Wer hat schon jemals ein Fritzmeier-Verdeck der späten 60er-Jahre ohne verschlissene Planen und weitgehend undurchsichtige Seitenfenster gesehen? Der D 75 06 bot sogar dies – und zudem eine gute Ausstattung inklusive einstiger Optionen wie Heizung, ­Allrad, unabhängiger, mittels Handhebel bedienter Zapfwelle und synchronisiertem Feinstufengetriebe T-325 II. Vorne ist in diesem Fall die Vorderachse AL-1550 verbaut, doch war auf Wunsch auch im D 75 06 die Außenplanetenachse APL-3050 erhältlich. So beschränken sich die Unterschiede zum D 90 06 auf kleine Details: den schwächeren Motor mit Reihen- statt Verteilereinspritzpumpe, den ebenfalls schwächeren Kraftheber KR 21 mit 2,2 bis 2,8 Tonnen Hubkraft, die kleinere Hydraulikpumpe mit 25 bzw. 32 Litern pro Minute Förderleistung und den kleineren Lochkreis der Hinterräder mit nur 205 gegenüber 275 Millimetern Durchmesser.

Die richtige Felgenfarbe
Eine Probefahrt mit dem außergewöhnlich gut erhaltenen D 75 06 überzeugte sogar Christians Vater, der immer argumentiert hatte, dass Familie Peters so einen Schlepper gar nicht benötigen würde. Benötigt wird er zum Mähen der eigenen Wiese tatsächlich nicht bzw. ist aufgrund seiner Abmessungen gar nicht dazu geeignet. Spaß macht er aber – erst recht, seitdem Christian ihn in einen neuwertigen Zustand versetzt hat. Bei der Lackierung hat er sogar noch einmal nachgebessert.

Das von ihm aufgetragene Smaragdgrün stimmte von Anfang an, doch veröffentlichte ein Mitglied des Deutz-Internetforums eines Tages die Information, dass die Räder der frühen 06er im Ton „Rubinrot“ (RAL 3003) gehalten waren – und somit etwas dunkler als die an seinem Exemplar. Zu seinem Glück hatte Christian ohnehin vor, die Räder zu wechseln, da sein D 75 06 entgegen der ansonsten guten Ausstattung recht sparsam bereift war. Die Formate 10.5-20 vorne und 16.9-30 hinten wirken an einem derart stattlichen Schlepper etwas verloren.
Also montierte Christian die beim stärkeren D 90 06 ab Werk erhältlichen Größen 12.5-20 und 18.4R34 auf nunmehr rubinrot lackierten Felgen. Dass der Schlepper dadurch etwas schneller wurde, steht außer Frage, aber über die Größenordnung machte sich der Maschinenbauer keine Illusionen. Zwölf Prozent mehr Abrollumfang ergeben zwölf Prozent mehr Geschwindigkeit, maximal also gute 30 statt zuvor 27 Kilometer pro Stunde – nicht mehr und nicht weniger!

Nachfolger D 80 06 und D 100 06
Im Juni 1970 räumten die Typen D 75 06 und D 90 06 das Feld für ihre Nachfolger D 8006 und D 10006. Mittels größerer Einspritzmengen waren die Motorleistungen bei unveränderten Nenndrehzahlen auf 80 bzw. 100 PS gestiegen, und seit Anfang des Jahres waren nur noch die Feinstufengetriebe T-325 II bzw. T-335 II lieferbar. Im Dienste des Fahrkomforts und der Zugänglichkeit verfügte der Fahrerstand ­fortan über einen weitgehend ebenen Fuß­boden. Im Laufe ihrer Bauzeit durchliefen beide Schlepper eine beachtliche Metamorphose. Bereits zum Jahreswechsel 1971/1972 flossen tiefgreifende technische Neuerungen ein. Der Motor des D 80 06 wurde auf die von den 92- und 100-PS-Typen bekannte Verteiler-Einspritzpumpe umgestellt, wahlweise eine feste Kabine von Fritzmeier aufgebaut, der ZF-Kraftheber durch ein leistungsfähigeres Aggregat eigener Fertigung ersetzt und die Vorderachse nunmehr vom italienischen Hersteller SIGE bezogen.

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Deutz-Schlepperprogramm
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