Auf Herz und Nieren

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Dies ist ohnehin ratsam, wenn, wie in Udos Fall, Kolben und Laufbüchsen erneuert werden. Nachdem schließlich alle Lagerschalen eingesetzt waren, galt es, die Zahnräder wieder aufzumontieren. Die Zahnräder der Kurbelwelle und der Nockenwelle sowie das Zwischenrad und das Zahnrad der Einspritzpumpe sind mit den Markierungen „+“ und „o“ gekennzeichnet. Dort wo Nockenwelle und Kurbelwelle ineinander greifen, müssen die Markierungen „+“ exakt übereinstimmen, an der Markierung „o“ treffen Nockenwellenrad und Zwischenrad aufeinander (Bild oben links). Ohne Probleme konnte diese Aufgabe erledigt und das Projekt „Kurbelwellengehäuse“ abgehakt werden. Beim Inspizieren der Ölwanne war Udo aufgefallen, dass sie unverständli-cherweise innen lackiert war (Bild unten links). Das war ja ganz und gar unlogisch, denn wenn sich auch nur geringe Teile von der Farbe ablösten, landeten diese im Ölsieb, wo sie absolut nichts zu suchen hatten. Da brauchte der erfahrene Lackierer nicht lange zu überlegen und befreite das Blech vom alten Anstrich – denn wenn die Wanne immer ausreichend mit Öl gefüllt ist, besteht ohnehin keine Rostgefahr. Nach und nach fügten sich die Teile zusammen, und allmählich nahm der Motorblock wieder Form an.

Fummelarbeit
Problematisch gestaltete sich das Zusammenfügen von Motor und vorderem Träger, zwei schweren Komponenten, die durch sogenannte Passschrauben miteinander verbunden werden mussten. Alleine war es kaum zu bewältigen, die Bohrlöcher so exakt aneinander zu halten, dass die Schrauben ohne zu verkanten eingedreht werden konnten – zumal das Gewicht der beiden Teile den Schwierigkeitsgrad noch erhöhte. Kopfschüttelnd erinnert sich Udo an dieses strapaziöse Unterfangen: „Diese beiden Passschrauben links und rechts unten haben mir einiges abverlangt. Mit minimalster Toleranz passen sie in die Bohrlöcher rein – das muss ja alles hundertprozentig sitzen.“ „Trotz Hilfen – Passstifte und  professioneller Wagenheber – war das überhaupt nicht einfach zu bewältigen. Bis ich die Schrauben eindrehen konnte, hatte ich ganz schön Schweißperlen auf der Stirn.“

Operation gelungen!
Am Ende hat dann doch der Ehrgeiz gesiegt und der Motor war theoretisch funktionstüchtig. Nun war es Zeit für einen ersten Trockenlauf, um zu prüfen, ob Öldruck vorhanden war. Würde der Motor ohne Öldruck laufen, käme es nach kürzester Zeit zum Totalschaden. Daher füllte Udo zunächst keinen Kraftstoff in den Tank, sondern ließ den Motor „trocken“ andrehen und konnte erfreulicherweise mit dem Manometer einen Öldruck messen. Operation gelungen! Als nächstes war das Getriebe dran, das der unerschrockene Restaurierer – entgegen etlichen Warnungen, davon lieber die Finger zu lassen – vollständig zerlegen wollte. Mit Rost hatte Udo ja gerechnet, nachdem literweise Wasser und Schmodder aus dem Getriebe geflossen waren. Der Flugrost auf den Zahnrädern war dabei nicht das Problem, den konnte man abwaschen oder gar belassen.

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Restaurierung Hanomag R 16 A, Baujahr 1956
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